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Wahl in Großbritannien: Tory-Premier Sunak steht vor schwerer Niederlage

Kommentar

Ein Machtwechsel in Großbritannien ist überfällig

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    Keir Starmer wird aller Voraussicht nach Rishi Sunak als Premierminister beerben.
    Keir Starmer wird aller Voraussicht nach Rishi Sunak als Premierminister beerben. Foto: Phil Noble/PA Wire, dpa

    Um Politik ging es im britischen Wahlkampf kaum. Die oppositionelle Labour-Partei sagte nicht, wie genau sie die vielen Probleme des Landes lösen will. Und trotzdem kam ihr Chef Keir Starmer mit seiner Botschaft bei den Bürgerinnen und Bürgern durch: Er versprach Change, also Veränderung. Bei dieser Wahl geht es weniger um Labours Übernahme als um die Abstrafung der konservativen Tories, um Sparmaßnahmen in 14 Jahren Regierungszeit, um die Skandale unter Ex-Premier Boris Johnson. Es fehlt an Wohnraum, die Löhne stagnieren, das Gesundheitssystem steht vor dem Kollaps, das Vertrauen in die Politik ist erschüttert Den Tories droht eine krachende Niederlage.

    Sie ist verdient. In einem Akt der Verzweiflung wollte der konservative Premierminister Rishi Sunak das Ruder noch einmal herumreißen und rief bereits im Juli statt wie geplant im Herbst Wahlen aus. Doch auch dies geriet zum Desaster. Er kündigte die Wahlen im strömenden Regen an und sah so unglücklich aus, dass sich viele fragten: Will er vielleicht sogar verlieren? Weitere peinliche Vorfälle sorgten für einen Wahlkampf zwischen Slapstick und Tragödie. Es war schlimm und wurde fast täglich schlimmer.

    Rishi Sunak hat seine letzten Wähler auch noch verärgert

    Beim Gedenken an den 80-jährigen Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie verließ Sunak die Feierlichkeiten frühzeitig, um ein Fernsehinterview zu geben. Es war ein Skandal, der britische Medien tagelang beschäftigte. Nun waren sogar die Senioren – die einzigen Wähler, die Sunak noch bleiben dürften – verärgert. Abgeordnete seiner eigenen Partei wandten sich gegen ihn. Der Premier wurde zu Recht für diesen Patzer gescholten. Aber er lenkte von jener Diskussion ab, die die Briten hätten führen sollen.

    Es ist beschämend, dass während dieses Wahlkampfs die Hauptverantwortlichen für den Niedergang Großbritanniens unbehelligt blieben. Schließlich war es der konservative Ex-Premier David Cameron, der eine strikte Sparpolitik einführte und den Brexit quasi aus Versehen herbeiführte, indem er 2016 ein Referendum ausrief, um den rechten Parteiflügel ruhigzustellen. Er hat die Zukunft des Landes für den eigenen Machterhalt aufs Spiel gesetzt und verloren. Rückblickend hätte die Tory-Herrschaft schon damals enden sollen. Auf Cameron folgte Theresa May, die trotz monatelanger Dramen keinen Brexit-Deal durchs Parlament brachte, 2019 dann Boris Johnson, der mit großer Mehrheit gewann, um den EU-Austritt durchzuboxen – egal wie. Johnson aber stürzte die Partei in die nächste Krise. Er schadete der Partei durch einen von Lügen, Halbwahrheiten und leeren Versprechungen geprägten Führungsstil nachhaltig. Auf Johnson folgte Liz Truss, die nach nur 49 Tagen wieder aus der Downing Street Nummer 10 gejagt wurde, nachdem sie die britische Wirtschaft mit ihren Haushaltsplänen ins Chaos gestürzt hatte. Das Pfund fiel auf ein Rekordtief, die Zinsen für Hypotheken schossen in die Höhe. Sunak wollte es besser machen, das Talent dafür hatte er nicht. Er lieferte einen Zickzack-Kurs, ließ sich wie schon viele seiner Vorgänger von den rechten Kräften in der Partei treiben.

    Allen Umfragen zufolge wird die Labour-Partei die Wahl an diesem Donnerstag gewinnen

    Selbst eingefleischte Stammwähler wenden sich nun von den Tories ab. Sie haben das Vertrauen in die Partei und ihre Politiker verloren. Allen Umfragen zufolge wird die Labour-Partei die Wahl an diesem Donnerstag gewinnen und damit Keir Starmer neuer Premierminister. Nach 14 Jahren ist ein Wechsel dringend notwendig, ja längst überfällig.

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