Wenn jemand im Spitzensport als Spätstarter tituliert werden kann, dann ist es Pius Paschke. Gefühlt seit einer Ewigkeit hockt er im Anlauf und landete doch meist zu kurz. Wenn Andreas Wellinger, Karl Geiger oder Markus Eisenbichler den Journalisten im Schanzen-Auslauf Rede und Antwort standen, stapfte Paschke meist mit den langen Sprunglatten auf den Schultern vorbei. Der Redebedarf mit dem vierten oder fünften deutschen Springer ist selten hoch. Erst im zarten Sportleralter von 33 Jahren gewann er sein erstes Weltcupspringen und ist damit der älteste Siegdebütant der Skisprung-Weltcupgeschichte. Immer und immer wieder hatte er in den Jahren zuvor sein Talent angedeutet, doch den Sprung nach ganz oben wiederholt verpasst. Außerdem hatte es ihm an Konstanz und der Fähigkeit gefehlt, seine Trainingsleistungen in die Wettkämpfe zu tragen.
Zu Beginn dieses Weltcupwinters segelte Paschke der Konkurrenz jedoch davon. Der 34-Jährige gewann am vergangenen Wochenende im finnischen Ruka das Springen von der Großschanze und verteidigte das Gelbe Trikot des Gesamtführenden. Paschke hatte in der Vorwoche beim Weltcup-Auftakt in Lillehammer ein Einzelspringen sowie mit dem Mixed-Team gewonnen. Im zweiten Einzel war er Zweiter geworden.
Pius Paschke ist bereit für den Auftakt der Vierschanzentournee
Bundestrainer Stefan Horngacher zeigte sich höchst zufrieden: „Ich hoffe, dass er sich an das Gelbe Trikot gewöhnen kann. Es wird nicht immer so laufen, aber wir haben alles dafür gemacht, dass die Hochform so lange wie möglich anhält.“ Horngacher ist glücklich, einen weiteren Siegspringer zu haben, wenn es zum Auftakt der Vierschanzentournee am 29. Dezember nach Oberstdorf geht.
Vor einem Jahr, im Dezember 2023, hatte Paschke in Engelberg seinen ersten Weltcupsieg gefeiert. Seine Leistungssteigerung begründete er auch mit der langjährigen Zusammenarbeit mit einem Sportpsychologen, der ihn nicht mehr so „anfällig für Einflüsse von außen“ mache. Paschke, der verheiratet ist und ein Kind hat, hält sein Privatleben aus der Öffentlichkeit heraus. Nach dem Abitur auf dem Skiinternat in Oberdorf 2011 schloss er sich der bayerischen Polizei an und gehört einer Sport-Fördereinheit an. Sich selbst bezeichnet er als „Familienmensch“ und „introvertiert“. In einem Alter, in dem Springer-Kollegen über das Karriereende nachdenken, legt Paschke erst richtig los.
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