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Rettungsaktionen für den Euro: Merkel und die Südeuropäer

Rettungsaktionen für den Euro

Merkel und die Südeuropäer

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    Merkel und die Südeuropäer
    Merkel und die Südeuropäer

    Angela Merkel hat sich im Ton vergriffen. In ihrer scharfen Kritik an den Urlaubs- und Rentenregeln hoch verschuldeter südeuropäischer Staaten schwingt nicht nur deutsche Schulmeisterei mit. Die Kanzlerin erweckt damit auch den Eindruck, als ob es um die Leistungsbereitschaft und Arbeitsdisziplin von Griechen, Portugiesen oder Spaniern grundsätzlich schlecht bestellt sei. Merkel bedient so ein (Vor-)Urteil, das dem nackten Zahlenvergleich jedenfalls hinsichtlich der Urlaubstage und des Rentenalters nicht standhält.

    Der reflexhafte Vorwurf von SPD und Grünen, Merkel schüre gezielt antieuropäische Ressentiments, ist überzogen. An europäischer, auch kostspieliger Solidarität hat es die Regierung Merkel bisher nicht fehlen lassen. Aber es stimmt schon: Merkel hat der Versuchung nachgegeben, die latente Missstimmung im Volk über die ständigen Euro-Rettungsaktionen mit ein paar flotten Sprüchen zu würzen und auf diese Weise parteipolitisch zu punkten. Ihr Ausflug ins Fach des Populismus war insofern ein Fehler, als derlei Belehrungen vom Katheder herab in Europa nicht gut ankommen und jeder Staat seinen eigenen Weg zur Lösung der Probleme finden muss. Am deutschen Wesen wird und will

    Dies heißt aber auch, dass jedes bankrotte Land alles in seiner Kraft Stehende tun muss, um wieder auf die Beine zu kommen. Wenn also ein Land wie Deutschland, das viel Geld zu den Rettungsaktionen beisteuert, auf „besonderen Anstrengungen“ (Merkel) besteht, so hat dies mit Stimmungsmache nichts zu tun. Die Kanzlerin steht vielmehr in der Pflicht, das wachsende Unbehagen in der Bevölkerung über die auf den Steuerzahler zukommenden Belastungen aufzugreifen. Nicht mit ein paar lässigen Bemerkungen über den südeuropäischen Lebensstil, sondern mit klaren Antworten auf immer drängender werdende Fragen.

    Was kostet, um nur den schwierigsten Fall zu nehmen, die Rettung Griechenlands tatsächlich? Hat das Land ohne Umschuldung überhaupt eine Chance? Warum sollen die Banken, die viel Geld verdient haben, nicht an der Sanierung beteiligt werden? Ist das ewige Hineinpumpen von Geld in marode Staaten wirklich „alternativlos“. Es sind die Salami-Taktik der Euro-Retter und die Verstöße gegen die einstige Euro-Geschäftsgrundlage, die das Misstrauen der Bürger schüren und einer antieuropäischen Stimmung den Boden bereiten. Wenn Merkel dagegen ankommen will, dann muss sie mit offeneren Karten spielen und die Richtung des Rettungszuges klarer beschreiben.

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