Die Analyse der Kanzlerin bleibt an der Oberfläche. Angela Merkels Diagnose, die Währungsunion habe kein Problem mit dem Euro als solchen, ist falsch. Auch wenn das Geld gegenüber dem Dollar auftrumpft, wurden bei der Geburt aus politischem Opportunismus Fehler begangen. Es rächt sich, dass der Euro-Klub einen vorsätzlichen Schuldensünder wie Griechenland nicht aus dem Währungsverein ausschließen kann.
Dabei hätte Athen erst gar nicht in diese zu Stabilität und Ehrlichkeit verpflichtete Gemeinschaft aufgenommen werden dürfen. Wenn Merkel den Euro von der europäischen Schuldenkrise abkoppelt, unterläuft der Physikerin ein logischer Fehler. Mit einer Währung verhält es sich wie mit einem Staat: Sie ist nur stark, wenn ihr eine mächtige Verfassung und darauf aufbauende Strafgesetze zugrunde liegen. Mitglieder griechischer Regierungen wussten, dass für den Fall des Scheiterns ihrer auf Verschwendung fußenden Politik Brüssel als gutmütiger Retter einspringt. Der
Jetzt protestieren viele Griechen gegen den Entzug abenteuerlicher Privilegien, die nicht durch die Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft gedeckt sind. Angesichts solch kollektiver Uneinsichtigkeit wäre der Ausschluss aus der Währungsunion zwingend. Doch hier müsste Merkel für einen neuen Maastricht-Vertrag kämpfen. Dafür wird sie aber keine Mehrheit finden. Auch andere Euro-Länder brauchen milde Gaben aus Brüssel.