Hans-Dietrich Genscher konnte herzhaft darüber lachen, wenn seine Reisediplomatie in Witzen wie diesem zum Thema gemacht wurde: Begegnen sich zwei Flugzeuge über dem Atlantik - und in beiden sitzt der deutsche Außenminister.
Genschman, der Mann im gelben Pullunder, in der Welt zuhause und einer der Architekten der Einheit: Über Jahrzehnte war das Amt des Außenministers ein Amt mit eingebauter Popularitätsgarantie. Inzwischen ist es nur noch eines unter vielen, und Annalena Baerbock hat diesen schleichenden Verlust an Reputation noch beschleunigt. Selbst jetzt, da sie nur noch auf Abruf im Amt ist, lässt sie jedes Fingerspitzengefühl für die Situation vermissen. Angetreten, ihre Außenpolitik feministischer zu akzentuieren, räumt sie in Macho-Manier eine bestens qualifizierte Karrierediplomatin aus dem Weg, um selbst an die Spitze der UN-Generalversammlung rücken zu können. Anstatt umgehend dessen Botschafter einzubestellen, lässt sie den türkischen Präsidenten Erdoğan unwidersprochen über die Auslöschung Israels fantasieren. Sie holt mit Charterflugzeugen Hunderte von Afghanen nach Deutschland, obwohl die neue Regierung diese Praxis eigentlich beenden will. Und sie fliegt mit gezücktem Scheckbuch nach Syrien, wo noch lange nicht klar ist, ob es sich bei den neuen Machthabern um potenzielle Partner oder nur um notdürftig getarnte Hardcore-Islamisten handelt.
Für eine Ministerin, deren Partei abgewählt wurde, absolviert Annalena Baerbock seit Wochen ein geradezu erratisches Programm, Abschiedsbesuche in der Ukraine und der Republik Moldau mit eingeschlossen, bei denen sie viel redet, aber nichts bewirkt. Kann da eine nicht von ihrem Amt lassen? Oder will sie noch Fakten schaffen, ehe ein neuer Minister neue Akzente setzt? Geschäftsführend im Amt zu sein, bis die nächste Regierung vereidigt ist, verlangt jedoch etwas anderes, nämlich sich auf das Nötigste zu beschränken und nichts mehr zu unternehmen, was den eigenen Nachfolger zu sehr bindet. Die scheidende Amtsinhaberin soll verwalten, nicht mehr gestalten. Baerbocks Abschiedsshow ist so ziemlich das Gegenteil davon.
Außenpolitik wird auch im Kanzleramt gemacht
Zugegeben: Mit den Jahren haben Angela Merkel und Olaf Scholz weite Teile der Außenpolitik ins Kanzleramt verlagert – für die Außenministerin, die sich selbst als polyglotte Krisendiplomatin sah und auch so inszenierte, ein offenbar nur schwer zu akzeptierender Zustand. Allerdings klafften Anspruch und Wirklichkeit bei ihr auch so schon weiter auseinander als bei vielen ihrer Vorgänger. Den chinesischen Staats- und Parteichef öffentlich einen Diktator zu nennen, mag in der Sache berechtigt sein – die Verhandlungsposition Deutschlands in China aber hat dieser Affront nicht gestärkt. Dazu kommt ihre permanente Kritik an Israels Vorgehen im Gazastreifen. Ausgerechnet die Außenministerin aus Deutschland, dem Land der Täter, maßt sich an, Israel zu belehren, wie es auf den größten Judenmord seit dem Holocaust zu reagieren hat. Sind nicht auch Deutsche unter den Geiseln der Hamas? Und sollte Israels Sicherheit nicht deutsche Staatsräson sein? Joschka Fischer, der erste Grüne im Auswärtigen Amt, hat an dieser sehr speziellen Verantwortung nie einen Zweifel gelassen und stets versucht, zu vermitteln, wo Barbock nur dozierte.
Ausgeprägtes Sendungsbewusstsein bei begrenztem Einfluss: Die erste Frau an der Spitze des Auswärtigen Amtes hat ihre Möglichkeiten überschätzt. Fischers Schuhe waren ihr gleich mehrere Nummern zu groß.
Dem Artikel über Frau Baerbock ist nichts hinzuzufügen. Es wird Zeit, dass diese geltungssüchtige Fehlbesetzung aud dem Auswärtigen Amt verschwindet. Bewirkt hat diese Frau fürs Land nichts. Als Diplomatin Fehlanzeige. Unbedachte spontane Äußerungen sind ihr Markenzeichen. Der Gipfel ist, dass sie sich am Ende noch ein Spitzenamt bei der UNO gekrallt hat; die Art und Weise wie das bewerkstelligt hat abstossend.
"Welche GROSSEN Schuhe"! hatte denn bitteschön der Herr Außenminister Joschka Fischer? Jetzt mal KONKRET und an Beispielen... Mir ist da ad hoc nichts MARKANTES & PRÄGNANTES in Erinnerung geblieben! Genschmän hatte wenigstens die DDR-Grenzöffnung in seinen Meriten - aber dafür konnte er ja eigentlich nichts! Bin gespannt auf Antworten!
Rudi Wais sollte einmal ernsthaft darüber nachdenken, ob ihm seine eigenen Schuhe passen, statt noch einmal gegen die verhasste Außenministerin der Grünen nachzutreten. Rudi Wais verwechselt allzuoft plumpe politische Meinungsmache mit seriösem Jornalismus.
Ihren letzten Satz unterschriebe ich. Ungeachtet dessen, ist die Beurteilung der Ära Baerbock - gerade auch in den Widersprüchen im persönlichen Verhalten - sicher nicht falsch.
Das kameralistische System hat sie offenbar verstanden. Der Reisekosten-Titel muß noch schnell aufgebraucht werden.
Wie immer müsste man die Dinge bei H. Wais erstmal gedanklich sortieren, aber das ist mir zu anstrengend. Nur soviel: Die Afghanistan-Flüge sind keine Privatsache von Frau Baerbock. Wer sich informieren möchte, möge es tun: https://www.tagesschau.de/faktenfinder/bundesaufnahmeprogramm-afghanistan-106.html zzgl. weitere Fundstellen in seriösen Medien inkl. dieser Zeitung. Wer nicht mag, glaube gerne dem AFD-ähnlichen Sprech von H. Wais. Desweiteren war sie immer perfekt mit US-Außenminister Biden abgestimmt. Als die US-Regierung z.B. unter Biden noch versucht hat auf Nethanjahu bzgl. Gaza mäßigend einzuwirken, war das durchaus ein Punkt, hier abgestimmt zu kommunizieren. Sehr viel geholfen hat das natürlich nicht. Nethanjahu hat ja einen Hang zum Autokratismus und von daher hat er auf Trump gehofft... und ihn auch bekommen. Bin natürlich auch froh, dass Baerbock weg ist, weil es einfach unangenehm ist sich für alte Männer fremdzuschämen.
In einer Welt voll von Diktatoren, Autokraten und narzistischen Möchte-gern Alleinherrschern wie Putin, Ji Xinping, Erdogan, Netanjahu und Trump kommt man mit leiser Säuselkritik hiner verschlossenen Türen auch nicht weiter. Bin heute noch Stolz auf die klare Ansage von Fischer gegenüber Rumsfeld auf der Münchner SiKO damals!
Was hier als Vorteil bzw. als positiv von Frau B. durch viele gesehen wird, scheint mehr auf persönliche Anteilnahme als auf Objektivität und Notwendigkeit zu beruhen. Fachlich wurde durch diese Frau nichts bewirkt, außer dass sie sich gezielt, aber erfolglos ins Rampenlicht setzte. Und ihr Abgang, ohne Kommentar, für Deutschland repräsentierend nur beleidigend.
Rudi Wais Aussagen zu Afghanistan, China, Gaza, Israel, Syrien sind daneben. >>Dazu kommt ihre permanente Kritik an Israels Vorgehen im Gazastreifen. Ausgerechnet die Außenministerin aus Deutschland, dem Land der Täter, maßt sich an, Israel zu belehren, wie es auf den größten Judenmord seit dem Holocaust zu reagieren hat.<< Israel wurde von der Hamas, die von Netanjahu verdeckt gefördert wurde (!), mörderisch angegriffen. Israels Antwort, die Hamas jetzt zu vernichten und dafür über 40.000 Menschen zu töten, ist genauso mörderisch. Gut, dass Frau Baerbock dies kritisiert hat. Übrigens: Die Mehrzahl der Länder und Staatschefs verurteilen die westliche Doppelmoral, die Morde der Hamas zu kritisieren und zu den Morden Israels zu schweigen. Israels Regierungschef wird mit internationalem Haftbefehl verfolgt. Raimund Kamm
Frau Baerbock war wohl die Wertschätzung durch den US-Außenminister das Wichtigste; Joschka Fischer dagegen wusste vermutlich bereits bei seinem Amtsantritt von den amerikanischen Propagandalügen (z. B. „Propaganda auf der Säuglingsstation“ vom ZDF). Und heute erzählt Trump neue amerikanische Lügengeschichten, wie z. B. „in Deutschland werde jede Woche ein Kohlekraftwerk in Betrieb genommen“. Zum Thema Lügen: Als Frau Reichinnek gestern bei Maischberger meinte, jemand in Trumps Team müsse doch die Zahlen lesen und verstehen können, hätte ich mir gewünscht, sie hätte diesen Ausspruch einige Minuten früher in Richtung Kubicki getan, als dieser von einer durchschnittlichen Rendite von 11,4 Prozent beim norwegischen Staatsfonds faselte. (Wikipedia: „Der Fonds hat zwischen dem 1. Januar 1998 und dem Ende des ersten Halbjahres 2024 eine jährliche Rendite von 6,30 Prozent erzielt. Die reale jährliche Nettorendite des Fonds beträgt 4,00 Prozent.“)
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden