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Die Dagegen-Partei

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    Schuld sind immer die anderen. Mit Erklärungen für die geschwundene Anziehungskraft ihrer Partei sind Gesine Lötzsch und Klaus Ernst, die beiden Vorsitzenden der Linken, schnell bei der Hand. Meistens liegt es an den Medien, die nicht genügend über ihre Partei berichten, und wenn sie es doch einmal tun, steckt natürlich eine kleine Genossenintrige dahinter, weil wieder einmal jemand einer Zeitung oder einem Sender etwas gesteckt hat. Und das sind, fast immer, wenig werbewirksame Geschichten über alte Feindschaften und neue Richtungsdebatten.

    Dass auch sie selbst ein Problem für ihre Partei sind – diese Frage stellen sich weder die stramme Sozialistin Lötzsch noch der verhinderte Volkstribun Ernst. Nach dem Rückzug von Oskar Lafontaine und Lothar Bisky hat die Linke sich zwar schnell und vermeintlich geschickt auf eine Ost-Frau und einen West-Mann geeinigt. Sieben Monate später allerdings profitiert die Linkspartei weder vom Verdruss über die Arbeit der Koalition noch von der notorischen Schwäche der SPD. Die beiden Ersatz-Lafontaines Ernst und Lötzsch sind vor allem damit beschäftigt, den eigenen Laden zu befrieden – ohne Erfolg.

    Auch ihr Beitrag zur Erneuerung der Partei ist von überschaubarer Güte. Nach wie vor definiert sich die Linke über das Dagegen-Sein: Gegen den Einsatz in Afghanistan. Gegen die Rente mit 67. Gegen die Leiharbeit. Wofür die Partei stehen könnte, wie sich ihre schale, staatsgläubige Gerechtigkeitsrhetorik mit den demografischen Herausforderungen und der zunehmenden Individualisierung vertragen soll, wer Regelsätze von bis zu 500 Euro bei Hartz IV finanzieren soll: Auf solche Fragen bleibt die Linke die Antwort noch immer schuldig.

    Klaus Ernst geht es dabei wie Guido Westerwelle. Auch seine Partei leidet an ihrem Vorsitzenden.

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