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Der Skandal um die Hamburg-Mannheimer: Nicht mal Herr Kaiser!

Der Skandal um die Hamburg-Mannheimer

Nicht mal Herr Kaiser!

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    Nicht mal Herr Kaiser!
    Nicht mal Herr Kaiser!

    Die 70er Jahre waren ein gespaltenes Jahrzehnt: auf der einen Seite Wohlstand und Experimentierfreudigkeit in einer doch schon gefestigten Demokratie, auf der anderen Seite Verunsicherung und Anfeindung dieser Demokratie durch die RAF. Kinder spielten „Terrorist und Gendarm“. Da war es als Heranwachsender gut, Freunde zu haben. Zum Glück gab es für aufgewühlte Kinderseelen genug stabilisierende Kumpane, vor allem im Fernsehen. Die propere Klementine mit weißem Hosenanzug, Malermütze und rot-weiß kariertem Hemd appellierte an uns, nicht nur sauber, sondern rein zu sein.

    Tilly, die Finger erzieherisch in grüner Flüssigkeit baden ließ, bewahrte sicher Millionen vor Spülhänden und sagte, was wir damals in seiner Doppelbödigkeit nicht verstehen konnten: „Fremdgehen lohnt nicht.“ Und hier fällt der Blick auf einen männlichen TV-Erzieher, der 1972 das Licht des schwarz-weißen Saba-Röhrenfernsehers erblickte: Herr Kaiser von der Hamburg-Mannheimer wollte uns von den Vorzügen adretter Kleidung, Freundlichkeit und vor allem Sicherheit überzeugen. Seine Kunden hätten mehr vom Leben. Auch wenn Herr Kaiser als Werbefigur 2010 in Rente geschickt wurde, weil das Unternehmen im Ergo-Konzern aufgegangen ist, muss er stellvertretend den Zorn der in den 70er Jahren groß Gewordenen ertragen: Hallo, Herr Kaiser, wie konnte das nur passieren? Wie kamen Ihre Vorgesetzten 2007 auf die Schnapsidee, die besten Vertreter mit Prostituierten-Diensten in Budapest zu belohnen? Wie abgehoben waren diese Manager wohl, um zu glauben, dass die primitive und frauenfeindliche Sause nicht herauskommt? Und wie dreist muss man sein, die Kosten auch noch von der Steuer abzusetzen? Nicht mal Herr Kaiser hat gehalten, was die 70er Jahre versprochen haben.

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