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Bayerns geheime Ängste und Freuden: Mehr als nur Lederhosen und Bier?

Kommentar

Sind die Bayern Angsthasen in Lederhosen?

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    Der Landtag in München: Dort wurde jetzt der erste bayerische Demokratie-Report vorgestellt.
    Der Landtag in München: Dort wurde jetzt der erste bayerische Demokratie-Report vorgestellt. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Glückwunsch, Bayern! Das Land darf sich zu einer der begehrtesten Reise-Regionen der Welt zählen. So sieht es zumindest der einflussreiche Reiseführer Lonely Planet, der den Freistaat zu den Top-Tourismus-Zielen des kommenden Jahres erkor. Rund um Neuschwanstein ist vermutlich auch ohne die Zusatzwerbung das Gedränge groß und die Freude über den Top-Ten-Titel daher nicht ganz so überschäumend. Dennoch: Auch die meisten Bayern wissen schon, was sie an Bayern haben. Einschlägigen Studien zufolge leben weit über 80 Prozent der Frauen und Männer gerne hier.

    Willkommen in der Welt der Umfragen, Statistiken und Rankings, deren Ergebnisse einen manchmal staunen lassen. Sie informieren uns über die Verteilung der Schuhgrößen ebenso wie über den Bestand an Legehennen. Wir erfahren, dass vergangenes Jahr im Freistaat 33.740 Menschen ihren Doktor machten und die Inflation nirgends so zugeschlagen hat wie an der Eisdiele: plus 14,7 Prozent. Doch was verraten uns all diese Erhebungen eigentlich über die Bewohnerinnen und Bewohner dieses begehrten Urlaubsziels, wie sehen sie sich selbst?

    Im nationalen Glücks-Atlas erreichen die Bayern „nur“ Platz drei

    Nach landläufiger Selbsteinschätzung neigen Bayern nicht zu wilden Freudenausbrüchen und bewahren sich einen stillen Grant. Tatsächlich findet sich auch dafür die passende Erhebung. Im nationalen Glücks-Atlas erreichen die Bayern, sonst immer gerne vorn dran, „nur“ Platz drei. Nach einer aktuellen Langzeit-Untersuchung über die Ängste der Deutschen zählen sie sogar zu den ängstlicheren Bundesbürgern. Und schließlich: Laut der jüngsten Ifo-Umfrage ist die Stimmung in der bayerischen Wirtschaft die bundesweit schlechteste, sogar in Berlin sind die Bosse besser drauf.

    Gleichzeitig ging der Bierabsatz zuletzt wieder nach oben. Dazu liefert das Statistische Landesamt handfeste Zahlen. Aber bevor jetzt jemand glaubt, im Freistaat hätte das Frusttrinken begonnen, sei an den Besuch der Schotten im Fußball-Sommer erinnert. Damals hatten sogar die Österreicher Mitleid mit uns: „200.000 Schotten saufen ganz München leer“, barmten Boulevard-Medien aus der Alpenrepublik.

    Bezogen auf die Küche kann gesagt werden: Den Menschen schmeckt ein steter Wandel

    Die Bayern konnten es verschmerzen. Bis zum Oktoberfest – dort lag der Bierumsatz bei stolzen sieben Millionen Maß – waren die Lücken geschlossen. Außerdem, um endlich an dieser Stelle zum gebotenen Ernst zu finden: Die Menschen im Freistaat verschmähen zunehmend Wein, Bier und Wurst. Sie greifen häufiger zu Wasser und Gemüse. So hat es die hochoffizielle bayerische Ernährungsstudie festgestellt. Falls die Befragten bei dieser nicht massiv geschwindelt haben, essen und trinken die Menschen bewusster als noch vor 20 Jahren.

    Bezogen auf die Küche kann gesagt werden: Den Menschen schmeckt ein steter Wandel, harte Brüche aber schätzen sie nicht. Das gilt auch für die Politik. Erstmals wurde in der vergangenen Woche ein Demokratie-Report des Landtags vorgestellt, für den mehr als 1000 Frauen und Männer befragt wurden. Das Ergebnis ist zwiespältig: Eine hohe Zustimmung für die Demokratie und Ablehnung von Gewalt, aber Misstrauen gegen die Parteien. Auch die Staatsregierung kommt nicht eben gut weg. Dieser vertraut nur die Hälfte der Menschen. Den in München Regierenden zum Trost: Deutschlandweit sind die Werte noch deutlich schlechter. Für einen Glückwunsch reicht es trotzdem nicht.

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