In Deutschland erfahren „Balkonkraftwerke“ einen regelrechten Boom: Seit Jahresanfang hat sich die Zahl der „Mini-PV-Anlagen“ nach Angaben der Bundesnetzagentur mehr als verdoppelt. Demnach gibt es in Deutschland bereits rund 700.000 Anlagen. Viele neue Geräte sind in dieser Zahl nicht eingerechnet oder trotz Pflicht nicht registriert, sodass die tatsächliche Anzahl noch höher sein könnte.
„Wir sehen das positiv“, sagt Martin Sambale, Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentraums Allgäu in Kempten. „Die Anlagen sind einfach, schnell installierbar und eine tolle Möglichkeit, um eigenen Solarstrom zu produzieren“.
Mieter dürfen Balkonkraftwerk installieren – unabhängig der Meinung des Vermieters
Bereits ab wenigen Hundert Euro sind sogenannte „Steckersolargeräte“ erhältlich. Mieter müssen vom Vermieter seit einer Gesetzesänderung Mitte des Jahres keine Genehmigung mehr einholen. Nur in triftigen Gründen können sie das Anbringen einer Solaranlage an Balkon oder Terrasse verbieten. Interessierte müssen beim Kauf jedoch beachten, dass das Modell einen Wechselrichter enthält und die Anschlussleistung von 800 Watt nicht übersteigt, ansonsten gelten die vereinfachten Rechte nicht. Registriert ist das Gerät in wenigen Minuten.
„Es ist ein idealer Einstieg in die Solartechnik“, sagt Sambale und spricht scherzhaft von einer „Einstiegsdroge“. Wer sich ein solches Gerät zulegte, würde sich häufig mit dem eigenen Stromverbrauch auseinandersetzen, ein Gefühl dafür bekommen. Nach Beobachtungen des Energiezentrums Allgäu erwägen viele Hausbesitzer nach dem Kauf auch die Installation einer größeren PV-Anlage – etwa auf dem Dach. Diese könnte zehn- bis zwanzigmal mehr Strom erzeugen.
Es ist ein idealer Einstieg in die Solartechnik.
Martin Sambale, Geschäftsführer Energie- und Umweltzentrum Allgäu
Eingespeist wird der Strom von Balkonkraftwerke in das eigene Haushaltsnetz und kann damit selbst verbraucht werden, erklärt der Fachmann aus Kempten. Folglich sinkt die Stromrechnung gegenüber dem Stromversorger, Verbraucherinnen und Verbraucher sparen Geld.
Wie Sambale vermutet, setzt sich der Boom um die Balkonkraftwerke weiter fort. Zwar käme es in Deutschland in den Sommermonaten teils ohnehin schon zu Stromüberschüssen, jedoch sieht Sambale darin nur ein überschaubares Problem: „Wir werden in Zukunft viel mehr Energie benötigen, um den Bedarf zu decken.“ Die Entwicklung von Energiespeichern müsse vorangetrieben werden. (mit dpa)
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