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Zwieback für Merkel

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Zwieback für Merkel

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    Zwieback für Merkel
    Zwieback für Merkel

    Die europäische Schuldenkrise liegt wie Blei auf der Kanzlerschaft Angela Merkels. Wenn einst über den Niedergang der Politikerin geschrieben wird, kommen die Historiker nach dem Kapitel über die Nicht-Koalition mit der FDP sicher auf das Euro-Dilemma zu sprechen. In den Psychogrammen der CDU-Chefin wird viel über ihre mangelnde Durchsetzungskraft auf internationalem Parkett zu lesen sein. Eigentlich trat sie dafür ein, Strafen gegen Defizitsünder wie Griechenland möglichst automatisch zu verhängen. Diese Korrektur am Stabilitätspakt ist ebenso überfällig wie die Möglichkeit, Schuldensünder aus dem Währungverein werfen zu können.

    Doch nach einem Spaziergang mit dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy im Seebad Deauville erlahmte der Reformeifer Merkels in bester Helmut-Kohl-Tradition. Ihre oft wohltuende Neigung zum Kompromiss wird der Regierungschefin in der klare Standpunkte erfordernden Währungsfrage zum Verhängnis. Rund 100 Familienunternehmer und damit Vertreter einer oft CDU-nahen Klientel stellen Merkels Euro-Politik zu Recht ein verheerendes Zeugnis aus.

    So gut die Kanzlerin die Folgen der Finanzkrise mit dem damaligen Koalitionspartner SPD bewältigte, so unglücklich agiert sie in der Schuldendiskussion. Wenn einem etwa die sonst zurückhaltenden Brandt-Zwiebackfabrikanten indirekt Inkompetenz und Missachtung der Interessen der Steuerzahler vorwerfen, muss die Kost Merkel hart treffen. Inhabergeführte Firmen sind das Rückgrat der Wirtschaft. Widerstand aus dieser sensiblen Region ist schmerzhaft. Da mag es die Kanzlerin kaum trösten, dass Manager großer Aktiengesellschaften zuvor ihren Euro-Kurs gestützt haben. Im Zweifel glauben Wähler eher Zwiebackproduzenten als Strom-Bossen.

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