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Kommentar: Wir müssen lernen, unsere digitale Welt zu beherrschen

Kommentar

Wir müssen lernen, unsere digitale Welt zu beherrschen

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    88-mal täglich schaut der durchschnittliche Nutzer laut einer Studie der Uni Bonn auf sein Smartphone.
    88-mal täglich schaut der durchschnittliche Nutzer laut einer Studie der Uni Bonn auf sein Smartphone. Foto: Bernhard Weizenegger (Symbolbild)

    Schauen Sie sich mal um! Irgendjemand in Ihrer Nähe starrt immer auf sein Smartphone. Eigentlich ist das nicht schlimm. Die Super-Handys sind kein Teufelszeug. Im Gegenteil: Sie sind nützlich, sparen Zeit, erleichtern den Kontakt zu Familien und Freunden.

    Es gibt nur ein Problem. Diese Wunderkisten sind einfach zu gut. Sie können zu viel: Nachrichten, Spiele, Wetter, Bankgeschäfte, Shopping, Kommunikation in sozialen Netzwerken, Navigation und tausend andere Dinge.

    Doch mit ihrer Vielseitigkeit überfordern die Smartphones immer mehr Menschen. 88-mal täglich schaut der durchschnittliche Nutzer laut einer Studie der Uni Bonn auf den Mini-Computer. Im Bett, beim Frühstück, im Auto – wo auch immer. Das ist abzüglich der Schlafenszeit etwa fünf- bis sechsmal pro Stunde. Man muss kein Mediziner sein, um zu ahnen, dass unser Gehirn für diesen Informationsstress nicht geschaffen ist.

    Facebook für die Älteren, Snapchat oder Instagram für die Jungen

    Die Folgen der „Smartphonisierung“ sind noch gar nicht erforscht. Doch Wissenschaftler weisen immer häufiger auf die Risiken hin. Nach einer Hamburger Studie sind 100.000 deutsche Jugendliche süchtig nach sozialen Netzwerken, die viele Teenager ständig mit ihrem Smartphone „checken“.

    Und wer sich in seinem Freundeskreis umsieht, der bemerkt, dass diese Sucht nicht nur ein Problem Heranwachsender ist. Mehr als 30 Millionen Deutsche nutzen Facebook – meist mit dem Smartphone. Die Jüngeren sind längst bei Snapchat oder Instagram. Facebook ist das Netzwerk, in dem sich Senioren digital ausleben.

    Bei allen positiven Seiten von Smartphones und Social Media wird immer klarer, dass die Geschwindigkeit dieser Revolution die eigentliche Überforderung ist. Vor elf Jahren hat Apple die Urmutter, das erste iPhone, präsentiert und damit endgültig auch unseren Alltag digitalisiert.

    Wir haben uns auf die Smartphones gestürzt, wir sind in die Netzwerke eingetaucht. Doch niemand hat uns den maßvollen Umgang damit beigebracht. Es war einfach alles da. Es gab keine Lehrbücher oder Erfahrungswerte.

    Warum bei Instagram alle Mädchen schön sind

    Daher muss man sich nicht wundern, wenn junge Menschen zum Beispiel mit zunehmender Nutzung von Social Media unzufriedener werden. Viele wissen nicht, dass Netzwerke wie Instagram Scheinwelten sind, in denen Fotos mit Software so lange bearbeitet werden, bis alle Mädchen schön und die Jungen noch muskulös dazu sind.

    Die amerikanische Sängerin Pink hat das kürzlich angeprangert: Social Media führe dazu, dass jeder denkt, der andere hätte ein viel cooleres Leben. Aber Instagram sei nicht das reale Leben, weiß Pink. Ein Teenager weiß das nicht. Man muss es ihm beibringen.

    Das ist die Aufgabe von Eltern und Schulen. Es ist Zeit für eine Gegenstrategie. Kinder werden in die Welt des Lesens, Schreibens und Rechnens eingeführt. Doch wir lassen sie alleine mit dem Smartphone das Internet erkunden. Es ist schon oft über einen digitalen Führerschein diskutiert worden. Er wäre ein guter Ansatz.

    Und die Erwachsenen? Wir müssen ohne Lehrer lernen, unsere digitale Welt besser zu beherrschen, damit sie nicht uns beherrscht. Es mag banal klingen: Aber man kann ein Smartphone auch so einstellen, dass es nicht ständig piept und uns aus der Konzentration reißt. Man muss es auch nicht mit ins Restaurant nehmen. Ein Abendessen mit Freunden kann auch ohne das Gerät Freude machen.

    Weniger kann auch in der digitalen Welt mehr sein. Es braucht eine breite Debatte, in der über die Suchtgefahren und die möglichen Folgen maßloser Smartphone-Nutzung diskutiert wird.

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