Es hätte so schön für ihn sein können: Heute wird Ministerpräsident Horst Seehofer auf einem Parteikonvent ganz nach amerikanischem Vorbild zum CSU-Spitzenkandidaten ausgerufen. Doch der Jubelabend dürfte nicht frei von Nebengeräuschen sein. Denn die Affäre um die Beschäftigung von Familienmitgliedern ist eben nicht so schnell vom Tisch zu wischen, wie man es in München gerne gehabt hätte. Im Gegenteil: Sie weitet sich noch aus. Immer neue Fakten kommen ans Licht, und die Zahl der Abgeordneten fast aller Parteien, die Verwandte in ihr kleines Familienunternehmen eingespannt haben, wird größer und größer.
In den meisten Fällen ist das, was über Jahre hinweg eingeübte Praxis war, legal gewesen. Ob es auch moralisch in Ordnung war, ist eine andere Frage. Dass sie durchaus wichtig ist, merken betroffene Politiker inzwischen. Unisono entdecken sie bei sich „fehlende Sensibilität“ – als ob die Entschuldigung abgesprochen gewesen wäre.
Und dass sich die Parteien inzwischen schon wieder in aggressivem Wahlkampfmodus gegenseitig Vorhaltungen machen, belegt nur: reagiert haben sie nur wegen des öffentlichen Drucks. Aber haben sie auch wirklich dazugelernt? Zurückhaltung und schnelle Aufklärung ist gefragt, nicht dumme Rhetorik.