Startseite
Icon Pfeil nach unten
Meinung
Icon Pfeil nach unten

Reine Kopfsache

Meinung

Reine Kopfsache

    • |
    Reine Kopfsache
    Reine Kopfsache

    Wie kommen wir nur vom Pferdefleischskandal im gedanklichen Galopp zur Welt des Sports? Der Sprung ist ausnahmsweise nicht dem weiten Feld des Dopings geschuldet, sondern unserer Verbraucherministerin Ilse Aigner, die im Zuge des falsch deklarierten Pferdefleischs von einer „echten Sauerei“ spricht. Die Bemerkung – und hier sind wir mitten im Sport – könnte von Lothar Matthäus stammen, aus dessen Zitatenschatz die Erkenntnis verbürgt ist: „Wir dürfen jetzt nur nicht den Sand in den Kopf stecken.“ Um in der Pferdesprache zu bleiben: ein Fußballer-Satz, der nach hinten ausschlägt, in seinem philosophischen Matthäus-Kern aber auf die überragende Bedeutung der Motivation und damit alles Mentalen verweist.

    Da landet man zwangsläufig bei Boris Becker, der auch die Wimbledon-Siege mit seiner inneren Einstellung begründete: „Ich war halt mental supergut drauf.“ Als wollte er uns oft verzagten Menschen erklären, wie wichtig diese Sieger-Mentalität ist, dozierte Becker volkshochschulgeeignet, über Sieg und Niederlage werde „zwischen den Ohren entschieden“, wobei wir wieder in der Tierwelt und jetzt auch beim klugen Metzger Kaspar Wörle wären, der zumindest für unser gutes und gesundes heimisches Pferdefleisch festhielt: „Pferd zu essen, das ist reine Kopfsache.“ Aber wir hypermoralischen Zauderer, denen vom Schicksal keine mentale Becker-Faust gegönnt wurde, bringen es nicht übers Herz, Fleisch von Tieren zu essen, deren Bilder als Poster in Mädchenzimmern hängen. Und das, obwohl Pferde anders als Schweine nicht extra zum Schlachten gezüchtet werden und meist ein besseres Leben haben. Vielleicht rafft sich doch mancher auf. Wie sinnierte Becker: „Der Sieg findet im Kopf statt."

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden