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Radikal gegen Atomwaffen

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Radikal gegen Atomwaffen

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    Winfried Züfle
    Winfried Züfle Foto: Wagner

    Welt ohne Atomwaffen – welch schöne Vorstellung. Vor allem die Bürger von Staaten, die durch nukleare Sprengsätze direkt bedroht sind, könnten aufatmen, falls die Utopie zur Wirklichkeit würde. Dazu gehören Indien und Pakistan, die sich hochgerüstet gegenüberstehen. Dazu zählt Israel, das Angst vor der Bombe in den Händen der iranischen Ajatollahs hat. Und dazu zählt immer stärker Ostasien, das nicht weiß, welche Ziele der unberechenbare nordkoreanische Herrscher Kim Jong Un erreichen will. Dass Pjöngjang dabei ist, die schreckliche Waffe zu konstruieren, hat spätestens die dritte unterirdische Testexplosion bewiesen.

    Welt ohne Atomwaffen – gegensätzlicher als derzeit könnte die Entwicklung auf dem Globus kaum verlaufen. Auf der einen Seite steht US-Präsident Barack Obama, der seit Beginn seiner Präsidentschaft die Vision einer nuklearwaffenfreien Welt hochhält. In seiner Rede an die Nation in der vergangenen Nacht wollte er eine deutliche, einseitige Reduzierung des amerikanischen Kernwaffenarsenals ankündigen. Auf der anderen Seite stehen Regime, die neu nach dem Status der Atommacht streben, allen voran der Iran und Nordkorea. Ausgerechnet sie gehören zur Kategorie der undurchsichtigen und undemokratischen Staaten, die nach außen hin mit aggressiver Attitüde auftreten. Atomwaffen in den Händen verblendeter Cliquen und Despoten – da müssen weltweit die Alarmglocken schrillen.

    Welt ohne Atomwaffen – ist das überhaupt machbar? Kann der Geist, der aus der Flasche entwichen ist, wieder eingefangen werden? Verhängnisvoll am Streben politischer Hasardeure nach der Waffe mit dem gigantischen Vernichtungspotenzial ist, dass sie damit auch der Abrüstung der Atom-Supermächte Grenzen setzen. So müssen die USA ein Abschreckungspotenzial aufrechterhalten, ob sie wollen oder nicht. Andernfalls würden sie nicht nur erpressbar, sondern könnten auch ihre Schutzverpflichtungen gegenüber Verbündeten nicht mehr erfüllen.

    Die totale nukleare Abrüstung kann es nicht geben, solange nicht mit hundertprozentiger Sicherheit zu verhindern ist, dass sich irgendwo auf der Welt ein Regime oder ein Verrückter doch in den Besitz solcher Waffen bringt. Das heißt: Auf absehbare Zeit bleibt die atomwaffenfreie Welt eine Utopie.

    Welt ohne noch mehr Atomwaffen – es ist die große Verpflichtung der Weltgemeinschaft, wenigstens die Weiterverbreitung aufzuhalten. Sowohl gegen den Iran als auch Nordkorea hat der UN-Sicherheitsrat Sanktionen verhängt. Diese zeigen Wirkung, können den Willen der Herrschenden aber nicht brechen. Diktatorische Regime lassen die Bevölkerung leiden – und verfolgen ihre Großmachtträume weiter.

    Die wirksamste Möglichkeit, diesen Wahnsinn auf Dauer zu stoppen, wäre der weltweite Verzicht auf den Umgang mit Uran und Plutonium. Dies würde das Ende der zivilen Kernkraftnutzung bedeuten – nur medizinische Anwendungen sollten erlaubt bleiben.

    Weil dies derzeit politisch nicht durchsetzbar ist, sollte sich die Weltgemeinschaft darauf verständigen, dass der Umgang mit Uran radikal eingeschränkt wird. Der freie Handel mit dem gefährlichen Element und die Anreicherung auf nationaler Ebene müssen verboten werden. Dann könnten Nordkorea und der Iran zumindest nicht mehr so leicht bombentaugliches Material herstellen. Den Brennstoff für die zivilen Reaktoren sollte eine internationale Einrichtung liefern. Dies bedeutete zwar einen Verlust an Selbstbestimmung für einzelne Staaten, brächte der Welt aber einen immensen Gewinn an Sicherheit.

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