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Neue und alte Brandherde

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Neue und alte Brandherde

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    Winfried Züfle
    Winfried Züfle Foto: Wagner

    Während der Krieg der Nato in Afghanistan in Vergessenheit zu geraten scheint und der Bürgerkrieg in Syrien seinem blutigen Höhepunkt zutreibt, schaut die Welt gebannt auf den nächsten militärischen Konflikt in Mali im Nordwesten Afrikas. Und voller Furcht wird die Frage gestellt: Wie lange wird sich der Westen dort engagieren müssen, bis die Gefahr durch islamistische Terroristen gebannt ist?

    Die Vorstellung, ein Waffengang könne nach wenigen Tagen oder Wochen sein Ziel erreicht haben, datiert noch aus einer Epoche, in der machthungrige Offiziere putschten und unter dem Druck eines Interventionsheeres gelegentlich auch schnell wieder die Waffen streckten. Heute vermag ein nach herkömmlichen Kategorien unterlegener, aber ideologisch hoch motivierter Gegner, der aus dem Untergrund heraus einen Guerillakampf führt, einen Konflikt über Jahre hinweg offenzuhalten, manchmal sogar für sich zu entscheiden. Die USA in Vietnam und die Sowjetunion in Afghanistan zogen am Ende geschlagen vom Feld. In der Zeit solcher asymmetrischen Kriege verschieben sich Maßstäbe und Siegchancen.

    Auch in anderen Fällen konnten Interventionen keine Ruhe bringen: Im Irak wird weiter gebombt. In Libyen ist die Lage so unsicher, dass der Westen seine Bürger aufruft, die Stadt Bengasi zu verlassen. Und im Kosovo flackern immer wieder Proteste der Serben auf, die dort von der Bevölkerungsmehrheit zur Minderheit geworden sind.

    Dies zeigt zweierlei: Einerseits haben Eingriffe von außen oft keinen durchschlagenden Erfolg. Andererseits benötigen Bürgerkriege, so zynisch es klingen mag, mehrere Jahre, um sich abzukühlen. In den 1990er Jahren konnte man dies sowohl im zerfallenden Jugoslawien als auch in Algerien sehen. Für Syrien heißt dies nichts Gutes. Dort muss wohl auf Jahre hinaus mit Gewalt und Terror gerechnet werden. In Mali wäre es unrealistisch anzunehmen, die französische Interventionstruppe und ihre afrikanischen Verbündeten könnten die Islamisten in kurzer Zeit endgültig aus der Region vertreiben.

    Auf der prominent besetzten Münchner Sicherheitskonferenz werden am Wochenende die aktuellen Konflikte erörtert. Besonders wichtig wird sein, dass sich Europäer und Amerikaner intensiv austauschen. Die USA wollen nicht länger alle militärischen Aktionen des Westens anführen und erwarten eine aktivere Rolle der Verbündeten. So sieht man in Washington mit Genugtuung, dass Frankreich, das Verantwortung für seine ehemaligen Kolonien spürt („Françafrique“), in Mali rasch und entschlossen eingegriffen hat. Deutschland hingegen ist mit drei Transportflugzeugen und finanzieller Unterstützung eher halbherzig dabei. Die USA können sich dennoch in Mali mit eigenen Truppen zurückhalten. Stattdessen wollen sie Drohnen in Nordwestafrika stationieren.

    Neben den neuen gibt es alte Brandherde, die nach Jahrzehnten weiterlodern, so im Nahen Osten. Der Arabische Frühling hat den Völkern nicht die ersehnte Freiheit gebracht. Daneben besteht der ungelöste Uraltkonflikt zwischen Israelis und Palästinensern fort. Er bildet auch den Hintergrund für den Streit um das iranische Atomprogramm. Die internationale Gemeinschaft war als Schlichter leider erfolglos. Konferenzen wie in München können zumindest Schritte in die richtige Richtung aufzeigen.

    Alleine militärische Schläge lösen alte wie neue Konflikte nicht. Diplomatie, bessere Lebensbedingungen, Menschenrechte und Autonomie für Volksgruppen sind mindestens ebenso wichtig. Wer dies missachtet, braucht sich über Fehlschläge nicht zu wundern.

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