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Nette Nachbarn, die Österreicher

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Nette Nachbarn, die Österreicher

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    Nette Nachbarn, die Österreicher
    Nette Nachbarn, die Österreicher

    Prinzipiell ist uns der Schweizer wesensmäßig näher als der Neuguineaner. Vordergründig hat das damit zu tun, dass die Schweizer Nachbarn sind, und Neuguineaner bestenfalls entfernte Verwandte. Grundsätzlich ist ein ähnliches Wesen als Basis für ein gedeihliches Zusammenleben von Vorteil. Man kennt das aus Partnerbeziehungen, in denen sich die hyperaktive Kulturmanagerin mit 68er-Vergangenheit aus dem Rheinland und der schweigsame Schweinebauer aus dem Bayerischen Wald miteinander schwertun.

    Da haben es Deutsche und Österreicher einfacher, wenngleich auch hier der Teufel im Detail steckt. Der Ösi schätzt den Piefke, aber er mag ihn nicht, während der Piefke noch immer überlegt, was er vom Ösi halten soll. Österreicher gelten als goscherte Pessimisten, die ständig den Weltuntergang vor Augen sehen, oder wenigstens so tun, um in geselliger Runde noch ein allerletztes Viertel auf das Ende zu trinken. Gleichzeitig sind sie friedfertig, gemütlich und kommunikativ. Weicheier, lästert der nicht minder schwerblütige Deutsche, der aber als harter Hund gelten möchte.

    Die Österreicher wiederum halten die Deutschen für arrogant, hätten aber gerne ein wenig von deren Überheblichkeit, und sei es nur, um damit zu spielen. So ist es also auch hier: Der eine verachtet am anderen, was er selbst gerne hätte. Wer das verbergen kann, hat gute Aussichten auf eine harmonische Nachbarschaft.

    Austrias lammfromme Söhne

    Nun ist es bekanntlich so, dass sich das Leben in seiner Fülle im Fußball besonders treffend widerspiegelt. Wie anders hätte Oliver Kahn vor Jahren seinen Kollegen Andi Herzog aus dem Trikot schütteln können, ohne dass der friedfertige Österreicher die Hand gegen den Berserker erhoben hätte.

    Und mit welch anderen Nationen hätten die Germanen im Gruppenspiel der WM 1982 einfacher einen Nichtangriffspakt schließen können als mit Austrias lammfrommen Söhnen. Das 1:0 zulasten Algeriens war ein Paradebeispiel dafür, wie ausdauernd Österreicher und Deutsche etwas aussitzen können. Frei nach dem Motto: Tut man nichts, passiert auch nichts.

    Ein einziges Mal haben die Österreicher gegenüber ihrem mächtigen Fußball-Nachbarn aufgemuckt. 1978, Cordoba, 3:2, „i wead narrisch“. Von diesem Rausch haben sie sich lange genährt. Jetzt, nach 33 Jahren, lässt er allmählich nach. Nicht auszuschließen allerdings, dass sie auch heute wieder nüchtern bleiben. In Österreich will der Piefke noch immer nicht verlieren. Schließlich ist der Winterurlaub bereits gebucht. Und die Gastgeber? Sie haben sich vorgenommen, den Deutschen, a Hackserl zu stellen. Nette Nachbarn, diese Österreicher.

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