Schmalkalden-Meiningen warf bisher kein Landkreis, den man kennen musste. Wenn es nach der CDU geht, dann ist das seit diesem Wochenende anders. Denn Schmalkalden-Meiningen ist einer von drei Landkreisen des Wahlkreises 196 in Thüringen. In dem wiederum tritt der ehemalige Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen als Direktkandidat für die Christdemokraten an. Parteimitglieder sind aufgeschreckt. Sie fürchten, Maaßen betreibe den Ausverkauf ihrer Partei und öffne das Tor zu den Rechten, namentlich zur AfD.
Die Aufregung ist verständlich und gleichzeitig übertrieben. Wer in der CDU wegen Maaßen die Fassung verliert, verkennt die Tatsache, dass er CDU-Mitglied ist und von CDU-Mitgliedern ordnungsgemäß nominiert wurde. Wenn er zum Abgeordneten gewählt wird, dann in einer freien Wahl von freien Bürgerinnen und Bürgern.
CDU: Auch ohne Merkel ist der Weg für kleine Leuchten nicht frei
Die Aufregung ist auch überzogen, weil sie Maaßen zu viel Aufmerksamkeit zuteilwerden lässt. Er müsste, wenn er gewählt wird, erst einmal auf der Hinterbank des Bundestages Platz nehmen. Einfluss hätte er da nur, wenn die Fraktionsführung es geschehen ließe. Maaßen hat erklärt, sich an die Regeln halten zu wollen. Er weiß, dass es keine Zusammenarbeit zwischen CDU und AfD geben soll. Hält er sich nicht dran, fliegt er raus.
Maaßen ist intelligent. Er ist in Politik, Wirtschaft und Medien hinein gut vernetzt. Er war Gegner der Flüchtlingspolitik von Angela Merkel und führte einen Verbund von Widersachern der Kanzlerin an. Dass ihre Strahlkraft bald erlischt, bedeutet aber nicht, dass jetzt der Weg für kleine Leuchten wie Maaßen frei ist. Es gilt gleichwohl, sein zukünftiges Treiben aufmerksam zu beobachten. Geraten Maaßens Umtriebe und die seiner Weggefährten aus dem Ruder, muss sich die CDU wehren. Schafft sie es nicht allein, springen ihr andere demokratische Kräfte zu Seite. Oder auch der Staat. Zur Not mit der Behörde, der Maaßen einst vorstand.
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