Der italienische Regierungschef Mario Monti scheut keine Auseinandersetzungen. Nicht mit Ex-Kanzler Gerhard Schröder, gegen den er in seiner Zeit als EU-Wettbewerbskommissar durchsetzte, dass Autohändler mehrere Marken verkaufen dürfen. Und nicht mit Angela Merkel, wenn es um die Rettung Europas geht. Dass der 69-Jährige beim EU-Gipfel Zugeständnisse der Bundeskanzlerin erzwang, überraschte viele. Zum Beispiel den ehemaligen EU-Kommissar Günter Verheugen, der Monti vorwarf, Merkel bei den Diskussionen um pleitebedrohte Euro-Länder betrogen zu haben.
Mario Monti alias "Super-Mario"
Doch eigentlich hätte niemand verblüfft sein dürfen über die Art, wie Monti Politik macht. Vor allem als EU-Kommissar machte sich der Norditaliener einen Namen als streitbarer Mann. In kartellrechtlichen Auseinandersetzungen zwang er den Software-Konzern Microsoft, klein beizugeben. Das brachte ihm in Brüssel, wo er von 1995 bis 2004 arbeitete, auch den Beinamen „Super-Mario“ ein.
Mit 27 war der Bankiers-Sohn aus der Lombardei Wirtschaftsprofessor an der Universität in Turin. Nach dem Studium an der Bocconi-Akademie in Mailand promovierte er an der renommierten Yale University im US-Bundesstaat Connecticut. Fünfzehn Jahre später kehrte Monti zur Bocconi zurück, deren Präsident er immer noch ist.
Mario Monti: das Gegenteil Silvio Berlusconis
Der 69-Jährige gilt als ruhig und gelassen, als gewiefter Taktiker. Der Mann mit den grauen Haaren und der Brille steht für Wirtschafts- und Finanzexpertise, für Bildung, gute Manieren und wenig Lärm. Er ist damit das Gegenteil seines Vorgängers Silvio Berlusconi, der bereits wieder mit antieuropäischen Parolen Wahlkampf in Italien macht.
Die Auseinandersetzung mit Kanzlerin Merkel, die von vielen in Deutschland als Erpressung gewertet wird, ist für Monti „keine Revolution, sondern vielmehr eine klassische Verhandlungsmethode“ – und in seinen Augen ein Beitrag, etwas für das Wachstum und die finanzielle Stabilität in Europa zu tun. International bekommt er für seine Durchsetzungskraft viel Anerkennung, die Börsen feierten die Ergebnisse des EU-Gipfels.
Mario Monti als Retter Europas
Innerhalb von wenigen Monaten ist er somit neben Angela Merkel zum zweiten starken Politiker in Europa geworden. Nun trauen einige dem ruhigen Taktiker an der Spitze einer technokratischen Übergangsregierung zu, sowohl Italien als auch Europa vor dem Abgrund retten.