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Literatur-Nobelpreis: Aha, ein Lyriker!

Literatur-Nobelpreis

Aha, ein Lyriker!

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    Aha, ein Lyriker!
    Aha, ein Lyriker!

    Die Zeitung, großer schmutziger Schmetterling. Wer das geschrieben hat? Tomas Tranströmer, schwedischer Lyriker, 80 Jahre alt und seit gestern der neueste Nobelpreisträger für Literatur. Als sein Name verkündet wurde, waren manche erst einmal damit beschäftigt, ihr Gedächtnis zu durchforschen, Tranströmer wer? Darunter im Übrigen auch der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki. „Ich habe keine Ahnung, wer der Lyriker ist.“

    Es muss sich also niemand schämen, wenn er Tomas Tranströmer und seine Gedichte nicht kennt, es muss sich aber auch keiner schämen, wenn er den wichtigsten und höchstdotierten Preis nun wieder nicht bekommen hat. Die Liste der großen Schriftsteller ohne Nobelpreis ist schließlich unendlich viel länger als die Liste derjenigen mit. Und die Kriterien der Vergabe sind eher rätselhaft, siehe Vorjahre. Es gehe Stockholm um gesellschaftliche Relevanz, interpretierte man beim überraschenden Votum für die deutsche Schriftstellerin Herta Müller, es war ein Dramatiker dran, beim Engländer Harold Pinter, und würde der Dauerkandidat Philip Roth ihn tatsächlich noch irgendwann erhalten, würde der Tenor wohl lauten: Aha, endlich, der Preis für das Lebenswerk! Oder: Die Amerikaner waren an der Reihe. Und was nun bei Tomas Tranströmer? Es sei wohl einmal wieder Zeit für Lyrik gewesen.

    So mag das Nobelpreis-Komitee denken oder auch nicht. Sicher ist nur, dass die Juroren in Stockholm auch in diesem Jahr keinen Preis für Popularität verliehen haben, sondern für große Literatur. Tomas Tranströmer hat den Preis verdient für seine sinnlich visionäre, später karg verdichtete Lyrik. So wie ihn auch andere verdient hätten. Die Welt ist zum Glück voller Dichter und rätselhaft der Flug des Schmetterlings.

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