Vielleicht hat sie es zu oft gelesen. Es sei ihre letzte Chance, schrieben Zeitungen und Magazine über Renate Künast. Lange hat sie gezögert, mitangesehen, wie erst Claudia Roth, dann Jürgen Trittin und schließlich Katrin Göring-Eckardt ihre Kandidatur erklärten. Sie hat wohl auch darunter gelitten, dass nur wenige nach ihr riefen.
Doch was für eine Chance ist das? Künast, die im September 2011 deutlich an ihrem selbst gesetzten Ziel gescheitert war, Klaus Wowereit als Regierender Bürgermeister von Berlin abzulösen, droht ein erneuter Absturz. Ihr Kalkül, dass nur ein Vertreter der „Realos“ an der Seite des gesetzten Trittin infrage kommt, ist von gestern.
Die einst verlässliche Flügel-Arithmetik bei den Grünen hat sich überlebt. Trittin ist nicht zuletzt deswegen so unumstritten, weil er für alle Gruppen in der Partei wählbar ist. Retten könnte Künast wohl nur noch eine Entscheidung der Grünen, auf die Urwahl zu verzichten und mit einem Team in die Bundestagswahl zu ziehen.