Für einen Machtbesessenen wie Wladimir Putin ist solch ein Wahlergebnis desaströs. Eigentlich hätte die Duma-Wahl ihm den Boden für eine triumphale Rückkehr ins Präsidentenamt bereiten sollen. Russlands Wähler haben ihm bewiesen, dass sein neosowjetisches Machtgehabe – Einschüchterung, Manipulation inklusive – Grenzen hat. Zwar kann er im Parlament immer noch auf eine absolute Mehrheit bauen, aber ein Selbstläufer wird die Präsidentenwahl in drei Monaten nicht mehr.
Auch in Russland wächst eine jüngere, selbstbewusstere und anspruchsvollere Generation heran, die mitreden und echte Demokratie leben will. Sie ist aber noch zu schwach für einen Wandel in diesem riesigen Land. Vielmehr sind die Russen momentan noch in ihrer großen Mehrheit absolut autoritätsorientiert, sodass sie auch die bisherigen Machtstrukturen im Kreml weitgehend bestätigt haben. Putin und die Seinen haben im Vorfeld mit dem nötigen Druck das Ihre dazu beigetragen.
Aber auch in Russland werden irgendwann demokratischere Strukturen entstehen müssen. Das Volk wird sich nicht auf Dauer von Günstlingen der Kreml-Machthaber drangsalieren lassen. Es wird teilhaben wollen an den ohne Zweifel vorhandenen, aber auf wenige verteilten Reichtümern des Landes. Es wird sich eines Tages auch befreien wollen von mafiösen Strukturen. Das Wahlergebnis vom Sonntag könnte als eine Botschaft in diese Richtung interpretiert werden.