Hier verhöhnt einer, der vor Jahrzehnten schon einmal als Polizistenmörder verurteilt worden ist, die Justiz, den Staat, ja letztlich das Opfer: den vorbildlichen Polizeibeamten Mathias Vieth.
Der Angeklagte soll ein eiskalter Bursche sein, der möglicherweise aus Hass auf den Staat und dessen Vertreter gehandelt hat. So steht es auch in der Anklage. Er hat zum Prozessauftakt nichts getan, um die Behauptungen zu widerlegen.
Diese Bewertung gilt unabhängig von der Schuldfrage. Man sollte sich den Reflex verkneifen, aus R.s provokantem Verhalten automatisch Rückschlüsse auf seine Täterschaft am neuerlichen Polizistenmord zu ziehen.
Das Augsburger Schwurgericht wird gut beraten sein, wenn es die Unverfrorenheiten ausblendet und sich auf die Fakten und Indizien konzentriert. Allzu leicht würde man sich ansonsten auf dieselbe Ebene wie der Angeklagte R. begeben. Das Ziel dieses spektakulären Prozesses kann aber nur sein, akribisch alle Puzzleteile zusammenzusetzen und so dem tatsächlichen Geschehen vom Oktober 2011 möglichst nahe zu kommen. Damit am Ende ein gerechtes Urteil steht.