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Kommentar: Olmypische Spiele: Warum Gauck kein Statist sein will

Kommentar

Olmypische Spiele: Warum Gauck kein Statist sein will

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    Ein Bundespräsident muss nicht zu Olympischen Spielen fahren. Die Eröffnungsfeier ist kein offizieller Staatsakt, der die Anwesenheit des deutschen Staatsoberhauptes zwingend vorschreibt, die Wettkämpfe finden auch ohne präsidialen Beistand statt. So verzichtete Horst Köhler 2010 darauf, nach Vancouver zu reisen, ohne dass dies im In- oder Ausland auf nennenswerte Resonanz gestoßen wäre.

    Bei Joachim Gauck hingegen ist dies völlig anders. Seitdem bekannt wurde, dass der Bundespräsident nicht an den Olympischen Spielen in Sotschi teilnehmen wird, ist daraus ein Politikum ersten Ranges geworden, das die ohnehin schon schwierigen deutsch-russischen Beziehungen weiter zu belasten droht. Denn sowohl in Berlin wie in Moskau ist die Nichtreise Gaucks sofort als das verstanden worden, was sie wohl auch sein sollte – ein Protest gegen seinen Präsidentenkollegen Wladimir Putin und dessen autoritäres Regime, gegen die rechtsstaatlichen Defizite Russlands und die Menschenrechtsverletzungen, gegen die Diskriminierung von Minderheiten und die Verfolgung von Homosexuellen. Gauck selber schweigt zu diesen Interpretationen – aber er dementiert sie auch nicht und schiebt rein formale Gründe vor: Erst wolle er Russland einen offiziellen Staatsbesuch abstatten.

    In der Politik ist es wie im richtigen Leben: Die Beziehungen zwischen Staaten leben auch von den persönlichen Beziehungen. Dass sich Helmut Kohl und Boris Jelzin gut verstanden und Gerhard Schröder und Wladimir Putin eine prächtige Männerfreundschaft pflegten, tat auch dem deutsch-russischen Verhältnis gut. Nun aber stehen mit Angela Merkel und Joachim Gauck zwei frühere DDR-Bürger an der Spitze des Staates, die in Russland nicht nur den wichtigen strategischen Partner und den bedeutenden Rohstofflieferanten sehen, sondern auch die Besatzungs- und Unterdrückungsmacht von einst, die auf deutschem Boden einen willfährigen Vasallenstaat installierte und den Menschen die elementaren Freiheits- und Bürgerrechte vorenthielt. Gaucks Vater wurde von russischen Soldaten entführt und in die Sowjetunion verschleppt, als protestantischer Pastor stand er im Gegensatz zum SED-Regime, als erster Stasi-Beauftragter arbeitete er die Unterdrückungsmechanismen des Arbeiter- und Bauernstaates auf. Das prägt, zumal mit dem Ex-Geheimdienstler Putin heute ausgerechnet ein Vertreter des untergegangenen Sowjetregimes im Kreml sitzt, der mit allen Mitteln Russland zu alter imperialer Macht zurückführen will.

    Insofern ist Gaucks Nichtteilnahme logisch und konsequent. Er kann und will nicht als willfähriger Statist in einem Spektakel dienen, in dem Russland seine neue Größe und Stärke inszeniert. Man mag dies als eine billige und mutlose Symbolpolitik kritisieren, die nichts bringt, weil sie Putin nicht beeindruckt, zu keiner Änderung der Verhältnisse führt und möglicherweise sogar dem deutsch-russischen Verhältnis Schaden zufügt.

    Das ist richtig – und falsch zugleich. Manchmal bedarf es sogar starker Symbole, weil sie nachhaltiger wirken. Der neue Zar versteht die Botschaft wohl. Mehr noch, Gauck widersteht der Versuchung, das Gleiche zu tun wie Putin – Olympia für seine Zwecke zu missbrauchen und zu instrumentalisieren. Sport ist

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