In Ausnahmesituationen neigt der Mensch dazu, gewohnte Verhaltensmuster zu durchbrechen. Und eine Ausnahmesituation ist die völlig aus dem Ruder gelaufene Schuldenkrise ohne Frage. Auf dem Spiel steht die Zukunft der Euro-Zone. Nur so ist es zu erklären, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel ihre sonst so abwägende Politik der Kompromisse über Bord geworfen und Giorgos Papandreou unverhohlen gedroht hat.
Der griechische Regierungschef wollte sich seinen harten Sparkurs vom Volk legitimieren lassen – wohl wissend, dass er mit diesem Alleingang den mühsam ausgehandelten Plan zur Rettung seines Landes durchkreuzen und ganz Europa ins finanzielle Chaos stürzen könnte.
Das ließen sich Merkel und ihr französischer Amtskollege Nicolas Sarkozy nicht bieten. Und so machten sie das bislang Undenkbare mit einem Schlag zur realistischen Option: das Ende der lebenserhaltenden Finanzhilfen und den Austritt Griechenlands aus der Euro-Gemeinschaft. Ganz gegen ihre Natur gab Angela Merkel die Basta-Kanzlerin in der Manier ihres weniger konsensfreudigen Vorgängers Gerhard Schröder.
Wie dramatisch die Folgen einer Rückkehr zur Drachme wären? Darüber lässt sich streiten. Merkels Taktik ist jedenfalls aufgegangen. Immerhin hat allein die Vorstellung, die Noch-Partner könnten Griechenland im Zweifel tatsächlich fallen lassen, in Athen schon Wirkung gezeigt. Der Verlierer des Kräftemessens heißt Papandreou.