Es ist nicht schwer, Joachim Gauck gut zu finden. Er ist politisch, aber kein Machtmensch. Er ist eine Autorität, aber nicht autoritär. Er spricht nicht nur von Bürgerrechten und Freiheit, sondern ist auch gegen Widerstände dafür eingestanden. Gauck wird dem Amt des Bundespräsidenten seine Bedeutung zurückgeben. Er kann es schaffen, die Deutschen nach all dem kleingeistigen Gezänk der vergangenen Monate wieder für Demokratie zu begeistern. Doch er wird nicht alle Erwartungen erfüllen, die in ihn gesetzt werden.
Anders als jene, die Gauck schon jetzt zum Übervater der Republik stilisieren, hat er selbst eine ziemlich realistische Vorstellung von dem, was er leisten kann und was nicht. „Mancher wünscht sich ja einen Bundespräsidenten wie einen Kaiser, als letzte Instanz über allem – das darf er nicht sein“, sagte Gauck einmal. Er, der Handlungsreisende in Sachen Demokratie, kann mit solchen Sehnsüchten nach Führung wenig anfangen. Gauck kämpfte dafür, dass alle Deutschen – auch die in der ehemaligen DDR – frei denken und handeln dürfen. Und nun erwartet er, dass sie das auch tun. Er will gar nicht derjenige sein, der immer recht hat. Er will kein bequemer Rundum-Sorglos-Präsident sein. Vielleicht ist das der wichtigste Grund, Gauck gut zu finden.