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Kommentar: Die CSU liegt Seehofer zu Füßen

Kommentar

Die CSU liegt Seehofer zu Füßen

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    Horst Seehofer ist mit 64 Jahren auf dem Zenit seiner Macht angelangt. Die fulminanten Wahlerfolge, die dem Ingolstädter bei der Landtags- und Bundestagswahl gelungen sind, sichern dem Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden schon heute einen Platz im Olymp der CSU. Die Partei liegt dem Mann, der die absolute Mehrheit zurückerobert und den zwischenzeitlich drohenden Abstieg in die Regionalliga verhindert hat, zu Füßen - und gewährt ihm freie Hand. Es gibt niemanden, der dem Wahlsieger in die Parade fahren oder gar seine Autorität in Frage stellen könnte.

    Seehofer hält nun mehr Macht in seinen Händen als Stoiber, der es über weite Strecken seiner Regentschaft mit einem Gegenspieler vom Format Theo Waigels zu tun hatte. Und er ist, nach der geglückten Verteidigung der CSU-Bastion Bayern und einem nahe an die magische 50-Prozent-Marke heranreichenden Bundestagswahlergebnis, zum neuen starken Mann der von Angela Merkel geführten Union aufgestiegen.

    All dies erklärt, warum Seehofer zur Stunde in der CSU nach Belieben schalten und walten kann. Die auf dem kurzen Dienstweg verfügte Wahl des neuen Fraktionsvorsitzenden Thomas Kreuzer war eine erste Demonstration seiner unangefochtenen Machtposition; weitere werden bei der Besetzung des Kabinetts und bei der Bildung einer neuen Bundesregierung folgen. Nicht dass Kreuzer den Abgeordneten regelrecht hätte aufgezwungen werden müssen. Der Allgäuer ist ein angesehener, vielfach erprobter Politiker, der einen Laden zusammenhalten und eine Regierungsmaschine effizient und geräuschlos bedienen kann. Zum eigenständigen, der Staatskanzlei hin und wieder ins Handwerk pfuschenden, starke eigene Impulse setzenden Machtzentrum hingegen wird die Fraktion unter Kreuzers Obhut nicht werden. Seehofer wollte einen loyalen Fraktionschef, der ihm den Rücken freihält und keine Gefahr für ihn ist - und den bekommt er. Zugleich hat Seehofer damit der Berlin-Heimkehrerin Aigner und dem Finanzminister Söder, die liebend gern den Schlüsselposten eines Fraktionschefs übernommen hätten und Seehofer eines Tages beerben wollen, ihre Grenzen aufgezeigt. Beide werden als Kabinettsmitglieder dem unmittelbaren Kommando Seehofers unterstellt. Es ist eine Lösung aus dem Handbuch der Machtpolitik, die Seehofers Stellung festigt und der Partei fürs erste die Untiefen eines offenen Kampfes um die Nachfolge erspart.

    Für ein paar Jahre herrschen damit „klare Verhältnisse“ (Seehofer) nicht nur in Bayern, sondern auch in der CSU. Im Blick auf die Wahl 2018 lässt sich nur soviel sagen: Wenn Seehofer das Land wirtschaftlich an der Spitze hält und eines Tages aus freien Stücken die Kraft zur geordneten Hofübergabe aufbringt, dann braucht der CSU um die Mehrheit im Land künftig nicht bange zu sein - es sei denn, sie verfiele wieder der Arroganz der Macht oder verkümmerte, wofür es erste Anzeichen gibt, zum Abnickverein eines Mannes.

    Vom politischen Gegner jedenfalls scheint der CSU keine ernsthafte Gefahr zu drohen. Das rot-grüne, von Aiwangers Freien Wählern mitbetriebene Projekt Machtwechsel ist völlig gescheitert, und trotzdem sieht es nicht so aus, als ob sich SPD und Grüne im Ernst um eine strategische und personelle Neuausrichtung bemühten. Die

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