Das passt zu seinem Anspruch einer kollegialeren Kirche. Das passt zu einer Kirche, die Nächstenliebe predigt. Dass die katholische Kirche für Nächstenliebe steht, gerät ja bisweilen in Vergessenheit – angesichts der Machtkämpfe in Kurie und Bischofskreisen, angesichts ihrer Skandale, angesichts ihres hartherzigen Umgangs mit wiederverheirateten Geschiedenen.
Der Papst hat nun also nicht kurzen Prozess mit Tebartz-van Elst gemacht, sondern ihm eine wohl allerletzte Chance eingeräumt und ihn aus der Schusslinie genommen. Er hat vorerst kein Machtwort gesprochen, sondern eine ungewöhnlich ausführliche und diplomatische Erklärung veröffentlicht, in der er sich jede denkbare Lösung für den Fall offenhält. Die Formulierung etwa, Tebartz-van Elst könne „seinen bischöflichen Dienst zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausüben“, wäre auch zur Begründung eines Rücktritts geeignet.
Vielleicht kehrt Tebartz-van Elst nach seiner Auszeit als Ortsbischof zurück. Dass dieser Ort Limburg sein wird, ist schwer vorstellbar.