Ein Jahr vor der Wahl hat der Wahlkampf begonnen, die Kontrahenten nehmen sich ins Visier. Angela Merkels Vorteil ist offensichtlich: Nach sieben Jahren im Amt ist sie praktisch durch nichts mehr aus der Fassung zu bringen, sie zählt nüchtern das bereits Erreichte auf und benennt ebenso offen die noch ungelösten Probleme. Das weckt zwar keine Begeisterungsstürme, wohl aber strahlt sie Ruhe und Souveränität aus, was in turbulenten Zeiten kein Nachteil sein muss.
Steinbrücks Dilemma: Vom Intellekt ist er durchaus in der Lage, der Kanzlerin Paroli zu bieten, er ist einer der besten Redner des Bundestages, doch in der Sache tut er sich schwer, die Achillesferse der Regierungschefin zu finden. Als Finanzminister hat er bis 2009 alles mitgetragen, was in Europa beschlossen wurde, und auch als Oppositionspartei hat die SPD zu allen Rettungspaketen, zum EFSF und zum ESM sowie zum Fiskalpakt Ja gesagt. Seine Kritik, Merkel stehe in Europa isoliert da, fällt sofort auf ihn zurück, zumal auch er von Fehlern nicht frei ist.
Das Duell verspricht spannend zu werden. Steinbrück sucht sein Heil in der Offensive, doch er wird es schwer haben, einen Treffer zu landen. An Merkel sind schon ganz andere gescheitert.