Ihre vierte Amtszeit als Bundeskanzlerin beginnt nach der quälend langen Zeit der Sondierungen und Verhandlungen für Angela Merkel mit einem empfindlichen Dämpfer. Aus den Reihen der so mühevoll gebildeten neuen Großen Koalition versagen ihr mindestens 35 Abgeordnete die Gefolgschaft. Ein beherztes Signal für einen ambitionierten Neuanfang ist das nicht gerade.
Die neue GroKo muss vieles besser machen
Union und SPD haben sich unter großem Ächzen in eine Fortsetzung ihres bisherigen Zweckbündnisses gerettet, zwei Schwankende, die einander stützen. Wenig deutet darauf hin, dass die neue Bundesregierung für große Überraschungen sorgen wird. Trotz aller gegenteiligen Beteuerungen stehen die Zeichen mitnichten auf Wandel. Angesichts eines Bündnisses, das weltanschaulich vom linken Rand der SPD bis zu den rechtskonservativen Ausläufern der Union reicht, war auch kein heftiger Ausschlag des politischen Pendels in eine Richtung zu erwarten.
Erwarten kann, ja muss die Bevölkerung dagegen, dass die Vertreter der Großen Koalition den Denkzettel vom Wahlabend ernst nehmen. Dass die neue Regierung trotz ihres Wackelstarts jetzt schnell und konsequent dort nachbessert, wo die alte nicht zu überzeugen vermochte.
Die neue GroKo kann nicht alles anders machen als die alte. Aber sie muss vieles besser machen. CDU, CSU und SPD haben vom Wähler heftige Ohrfeigen bekommen. Aber eben auch eine zweite Chance. Die Volksparteien müssen sie nutzen, um ihren drohenden weiteren Niedergang abzuwenden.