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Hass auf eine Gewerkschaft

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Hass auf eine Gewerkschaft

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    Michael Pohl
    Michael Pohl Foto: Fred Schöllhorn

    Die kleine Lokführergewerkschaft GDL hat außer ihren gut 30000 Mitgliedern nicht viele Freunde: Die Bahnkunden fühlen sich als Geiseln in einem schwer nachvollziehbaren Streik. Politiker betrachten die Lage aus der Sicht der staatseigenen Deutschen Bahn mit den Augen der Arbeitgeber und ebenso mit dem Blick auf die eigene Staatskasse, die den Regionalverkehr auf der Schiene subventioniert. Anderen Gewerkschaften und sonst arbeitnehmerfreundlichen Sozialdemokraten ist die GDL ein Stachel im Fleisch, weil sie aus der Front der DGB-Gewerkschaften ausgeschert ist und ihnen harte Konkurrenz macht.

    Die nächsten Tage darf sich die GDL also wieder des geballten Hasses sicher sein, wenn sie bundesweit mit dem schweren Geschütz des Streiks für gerade einmal 5000 Lokführer in den Kampf zieht, die bei privaten Konkurrenz-Unternehmen der Deutschen Bahn Züge, Menschen und Güter durch die Lande steuern.

    Doch eine oberflächliche Betrachtung wird den von der GDL angeprangerten Problemen nicht gerecht. Die Mini-Gewerkschaft hat nur deshalb so viel Unterstützung und Schlagkraft, weil die Lokführer mit am meisten die Folgen einer verfehlten Bahnpolitik zu tragen haben.

    Denn auf den zweiten Blick ist es wenig nachvollziehbar, dass ein Güterzug-Lokführer mit zig Tonnen hochexplosivem Gefahrgut im Rücken oder ein Triebwagenführer auf schlecht gesicherten Nebenstrecken viel weniger verdienen soll als der Steuermann eines schicken ICE-Zuges. Noch weniger nachvollziehbar ist, dass ein Lokführer mit gleicher Verantwortung, nur weil er für eine Privatbahn fährt, bis zu 30 Prozent weniger ausbezahlt bekommt und damit nicht einmal die Hälfte dessen verdient, was sein Kollege in der Schweiz erhält.

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