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Ein Team ohne Teamgeist

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Ein Team ohne Teamgeist

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    Ein Team ohne Teamgeist
    Ein Team ohne Teamgeist

    Ein Sportreporter würde die Situation so beschreiben: Nach einer schwachen ersten Halbzeit sitzt ihre Mannschaft ausgepumpt in der Kabine. Das ruppige Spiel hat sie viel Kraft gekostet, aber nichts Zählbares eingebracht. In das gellende Pfeifkonzert zur Pause stimmen inzwischen auch die geduldigsten Fans mit ein.

    Angela Merkel geht es im Moment nicht anders als Silvia Neid, der Trainerin der deutschen Damen, in der Partie gegen Nigeria. Nach einem enttäuschenden Spiel rettet sich ihre Koalition in dieser Woche unter großen demoskopischen Schmerzen in die politische Sommerpause: ein Team, das seine Überlegenheit nicht nutzt und sich sämtlichen Treuschwüren zum Trotz seltsam fremd geblieben ist.

    Union und FDP fehlt vor dem Pausenpfiff dieser Legislaturperiode alles, was eine gute Mannschaft auszeichnet: Teamgeist, Uneigennützigkeit, Entschlossenheit. Das vermeintliche Wunschbündnis hat sich als Zweckbündnis entlarvt, in dem niemand das gemeinsame Ganze im Blick hat und jeder sich selbst der Nächste ist. Sogar eine erfahrene Regierungsfrau wie Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger stiftet plötzlich Unruhe, anstatt sie zu vermeiden. Erst flirtet die stellvertretende

    Der Streit um die Steuersenkungen ist trotz des jetzt vereinbartenTermins im Jahr 2013 das bislang auffälligste Beispiel für die innere Zerrissenheit der Regierung Merkel. Die FDP hat aufs Tempo gedrückt, die CDU auf die Bremse, und in der CSU kam es darauf an, wer gerade gefragt wurde. So entstand fast zwangsläufig der Eindruck, dass die Koalition nicht weiß, was sie wollen soll. Es wird, wie Forschungsministerin Annette Schavan zu Recht moniert, zu wenig miteinander geredet und zu viel übereinander. Und ob der Steuerkompromiss hält, was er verspricht, ist auch alles andere als sicher: Die SPD kann ihn im Bundesrat problemlos zu Fall bringen.

    Im Fußball kommt an diesem Punkt die Trainerin ins Spiel, die ihre Mannschaft mit einer Kabinenpredigt aus ihrer Lethargie reißt und frische Leute einwechselt, um das Spiel noch zu drehen. In der Politik ist sie Teil des Problems. Eine große Motivationskünstlerin war Angela Merkel noch nie, und entsprechend uninspiriert agiert ihre Koalition auch. Wenn sich das in der zweiten Halbzeit nicht ändert, wird auch der Stuhl der Kanzlerin zu wackeln beginnen.

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