Es gehört fast zum guten Ton, dass sich die Autobauer im Kampf um die Weltspitze mit Kampfansagen duellieren. So kündigte VW-Chef Winterkorn an, spätestens 2018 zehn Millionen Autos bauen zu wollen – und damit die Nummer eins, Toyota, vom Thron zu stoßen. Die Japaner, die seit drei Jahren den Markt anführen, konterten prompt. Diese Marke peile man bereits drei Jahre früher an.
Das war am 9. März 2011. Zwei Tage später hat sich die Zeitrechnung verändert. Das Erdbeben und die nukleare Katastrophe haben die japanische Autoindustrie völlig aus der Bahn geworfen. Auch sechs Wochen später sind zahlreiche Fabriken im Nordosten des Landes zerstört. Es wird Monate, wenn nicht Jahre dauern, bis ein Normalbetrieb möglich ist.
Die Produktionseinbrüche in der Autoindustrie zeigen erstmals, wie dramatisch die ökonomischen Folgen des Erdbebens ausfallen. Ähnlich wie in Deutschland gilt der Fahrzeugbau als wirtschaftliches Rückgrat des Landes. Geht es Toyota und Nissan schlecht, leiden auch andere Branchen. Nutznießer sind letztlich die konkurrierenden Autobauer – allen voran VW. Nun sind die Wolfsburger bemüht, auf jede Art von Kampfgeschrei zu verzichten. Schließlich wird ihr Aufstieg an die Spitze der Autobauer von einem äußerst schalen Beigeschmack begleitet.