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Der Krieg gegen Gaddafi

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Der Krieg gegen Gaddafi

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    Winfried Züfle
    Winfried Züfle Foto: Wagner

    In den ersten beiden Fällen folgten dem Einmarsch schnelle Siege und anschließend jahrelange, blutige und äußerst verlustreiche Kämpfe. Dieses Mal wird nur aus der Luft operiert. Es ist zu hoffen, dass die Militäraktion rasch und erfolgreich beendet werden kann.

    Doch realistisch betrachtet sind die Aussichten nicht allzu gut. Luftschläge entscheiden in der Regel keine Kriege. Den zuletzt von Gaddafis Truppen stark bedrängten Rebellen können sie zwar Luft verschaffen, aber sie werden ihnen nicht zum Sieg über die Diktatur verhelfen. Zudem kommen die Angriffe der Koalition, zu der zumindest auf dem Papier auch arabische Staaten zählen, zu spät. Die Regierungstruppen haben sich bereits in mehreren zurückeroberten Städten festgesetzt. Dort sind sie nur schwer zu attackieren.

    Die Alliierten hätten Glück, wenn sich die libysche Armee unter dem Eindruck der Bombardements gegen Gaddafi wenden würde. Aber dafür gibt es keine Anzeichen. Der Machthaber hat fanatische Anhänger.

    Gefährlich wird die Intervention durch Gaddafis Unberechenbarkeit und Skrupellosigkeit. Der libysche Diktator ergeht sich in wüsten Beschimpfungen und schlimmen Drohungen. Angeblich will er sogar zivile Schiffe oder Flugzeuge angreifen. Solche Ankündigungen eines Mannes, der den Absturz des PanAm-Jumbos über Lockerbie auf dem Gewissen hat, sollte man ernst nehmen.

    Leider führen auch die Luftschläge – wie alle Kriege – zu Opfern unter der Zivilbevölkerung. Tripolis schlachtet dies für seine Propaganda aus. Die Koalition muss alles tun, um Zivilisten zu schonen. Und sie sollte ehrlich informieren, auch wenn es heißt, dass die Wahrheit das erste Opfer im Krieg ist.

    Frankreich hat sich fast putschartig an die Spitze der Aktion gestellt. Doch die Motive von Staatschef Nicolas Sarkozy, der noch 2007 Gaddafi einen triumphalen Empfang in Paris bereitet hat, sind keineswegs nur uneigennützig. In Umfragen konnte er kürzlich nicht einmal Marine Le Pen vom rechten Front National besiegen. Deswegen will er sich jetzt als kühner Kriegsherr profilieren. Mit seiner Entschlossenheit hat er auch den amerikanischen Präsidenten (und Friedensnobelpreisträger) Barack Obama mitgerissen.

    Dass Deutschland der UN-Resolution nicht zugestimmt hat, war dennoch ein Fehler, den Kanzlerin Merkel und Außenminister Westerwelle zu verantworten haben. Man kann und muss in diesem Fall aus gutem Grund die Bundeswehr raushalten. Aber die Partner im Regen stehen lassen, das geht nicht.

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