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Der Klimawandel wartet nicht

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Der Klimawandel wartet nicht

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    Winfried Züfle
    Winfried Züfle Foto: Wagner

    Die jährlichen Weltklimakonferenzen, immer kurz vor Weihnachten, elektrisieren nicht mehr richtig. Kein Wunder, allzu oft ist die Bescherung ausgeblieben.

    Seit Jahren wird auf den Mammut-Konferenzen mit Teilnehmern aus 195 Staaten leidenschaftlich die These vertreten, es müsse schleunigst ein weltweit verbindliches Klimaabkommen her, weil der erste Vertrag, in dem sich Industriestaaten zur Minderung ihrer Treibhausgas-Emissionen verpflichtet haben, das Kyoto-Protokoll, Ende 2012 ausläuft. Doch jetzt zeichnet sich immer klarer ab: Das wird nicht gelingen. Auch auf dem bevorstehenden Treffen im südafrikanischen Durban ist kein Durchbruch in Sicht.

    Es wäre wohl anders gelaufen, wenn die reichen Länder die Hauptleidtragenden des Klimawandels wären. Doch die durch die globale Erwärmung ausgelösten negativen Veränderungen werden vor allem die armen Staaten dieser Erde treffen. Während sich Deutschland oder die Niederlande gegen einen steigenden Meeresspiegel durch die Erhöhung der Deiche schützen können, wird das im Mündungsgebiet großer Flüsse gelegene Bangladesch aus eigener Kraft nicht verhindern können, dass in naher Zukunft voraussichtlich die Lebensgrundlage von 20 Millionen Menschen zerstört wird.

    Nach dem Verursacherprinzip müssten die industrialisierten Staaten für diese Schäden, vor allem aber für die Vorsorge aufkommen. Durch das Verbrennen von Kohle, Erdöl und Erdgas in Europa, den USA und weiteren Industrieländern hat sich der Anteil des Kohlendioxids in der Atmosphäre um 40 Prozent gegenüber der vorindustriellen Zeit erhöht. Jetzt führen die Treibhausgase zur zusätzlichen Erderwärmung, die sich vor allem in einem steigenden Meeresspiegel und in der Zunahme extremer Wetterereignisse äußert. Die Industrienationen haben sich ihren Wohlstand auf Kosten anderer erkauft.

    Doch während die Vertreter der Entwicklungsländer, allen voran der kleinen Inselstaaten, denen das Wasser bis zum Halse steht, auf jeder Klimakonferenz nachdrücklich energisches Handeln einfordern, lässt sie die industrialisierte Welt seit Jahren auflaufen. Die Europäer zeigen zwar Bereitschaft, ein neues Abkommen mit verbindlichen Reduktionszielen abzuschließen, aber ohne die USA wollen sie nicht vorpreschen. Diese verweigern sich seit den Tagen von Präsident George W. Bush, der den Ausstieg Washingtons aus dem Kyoto-Prozess verfügte, jeder neuen Verpflichtung. Der gegenwärtige Präsident Barack Obama wäre vielleicht für Konzessionen zu gewinnen gewesen, aber ohne den US-Kongress kann auch er keine Verträge abschließen.

    Gefeit vor den Auswirkungen des Klimawandels sind indes auch die reichen Nationen nicht. Der Wirbelsturm Katrina, der 2005 New Orleans überflutete, könnte ein Vorbote des Klimawandels gewesen sein. Europa hat im Hitzesommer 2003 erfahren, wie gefährlich extreme Temperaturen sind: Damals starben auf dem Kontinent 70000 Menschen mehr, als für diesen Zeitraum zu erwarten war.

    Im Sinne einer vorausschauenden Politik wäre es daher klug, den Kampf gegen den Klimawandel endlich richtig aufzunehmen – ob mit oder ohne die USA. Der Ausbau der erneuerbaren Energien muss beschleunigt, die Wende weg von den fossilen Energien vollzogen werden. Hinzu kommen muss das Energiesparen bzw. die rationelle Energienutzung. Nur so lassen sich Treibhausgase einsparen. Zudem sollten die armen Staaten über einen Fonds Geldmittel erhalten, um vorsorgenden Klimaschutz betreiben zu können. In Durban ließe sich somit viel bewegen, was über das Verteilen milder Gaben weit hinausgeht.

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