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Der Benzin-Aufstand

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Der Benzin-Aufstand

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    Michael Pohl
    Michael Pohl Foto: Fred Schöllhorn

    Wenn es noch eines Beweises dafür bedurft hätte, wie sehr sich die Regierungspolitiker von Union und FDP von der Bevölkerung entfernt und entfremdet haben, die völlig verkorkste Einführung des irrigerweise „Biosprit“ genannten Super-Benzins E10 hat ihn geliefert. Zunächst hatten Regierungspolitiker noch versucht, die Verbraucher als irrational und schlecht informiert hinzustellen. Jetzt schimpfen sie populistisch auf die Mineralölkonzerne.

    Doch die Verantwortung für das Versagen tragen in erster Linie die zuständigen Koalitionsminister für Wirtschaft, Umwelt und Verkehr. Es genügt ein kleiner Blick zurück in die Zeit ihrer Vorgängerregierung: Unter der Großen Koalition hatte bereits der damalige SPD-Umweltminister Sigmar Gabriel den Ethanol-Anteil von fünf auf zehn Prozent erhöhen wollen. Als sich dann aber vor allem dank der Proteste der Automobilclubs abzeichnete, dass Millionen Fahrzeuge den neuen Sprit nicht vertragen, kassierte Gabriel die Pläne wieder ein. Doch beim zweiten Anlauf unter seinem CDU-Nachfolger Norbert Röttgen hat sich nichts geändert und niemand dazugelernt.

    So befürwortet beispielsweise der Verband der Autoindustrie das Projekt aus Eigennutz: E10 entlastet die Autobauer beim Reduzieren klimaschädlicher Abgase. Statt teurer technischer Entwicklungen sollen Risiken und Kosten auf die Verbraucher abgewälzt werden.

    Die Autofahrer haben das Spiel jedoch durchschaut: Zwar drohen den wenigsten Fahrzeugen akute Schäden durch E10, doch über Langzeitfolgen streiten sich Experten nach wie vor. Der Boykott an den Zapfsäulen ist deshalb eine folgerichtige Quittung für eine Politik, die Verbraucherschutz als nachrangige Kategorie hintanstellt. Auch so verspielt die Koalition Reste des Vertrauens bei den Bürgern.

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