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Das Happy End beginnt im Kopf

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Das Happy End beginnt im Kopf

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    Das Happy End beginnt im Kopf
    Das Happy End beginnt im Kopf

    Wenn Gregor Schlierenzauer in den Flow(Fluss)-Zustand gerät, hat er die Challenge (Herausforderung) angenommen und floatet (gleitet) zum Happy End (glückliches Ende). Wer den österreichischen Skispringern dabei zuhört, wenn sie über ihren Job sprechen, muss mindestens einige Grundbegriffe des Englischen beherrschen, will er verstehen, um was es geht.

    Die Challenge hat sich dabei in den ersten Tagen der Tournee zur unangefochtenen Nummer eins gemausert. ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner schaffte es nach dem Oberstdorfer Dreifachsieg seiner Supereagles (Superadler), Challenge gefühlte 148 Mal in seinen zehnminütigen Vortrag zu packen. Vor allem nach Siegen seiner Sportler ist es eine echte Herausforderung, den pointnerschen Redefluss mit blitzartig gestellten Fragen zu unterbrechen. Da Schlierenzauer und Co. auch bei der Vierschanzentournee fast nach Belieben gewinnen, redet sich Pointner regelmäßig in einen Flush (Rausch).

    Da geht es dann um neutrale Zustände, in die sich seine Springer vor dem Sprung begeben müssen. Um Selbstbewusstsein. Innere Stärke. Dass die Sportler bei sich bleiben müssen. Dass sie dazu bereit sein müssen, ihre beste Leistung abzurufen, wenn es darauf ankommt. Fast klingt das wie der Vortrag eines Mentaltrainers.

    Hochkomplexes Zusammenspiel

    Das hat einen guten Grund: In keiner anderen Sportart ist eine starke Psyche so wichtig wie im Skispringen. In diesem hochkomplexen Zusammenspiel von Mensch, Material und äußeren Einflüssen entscheiden Winzigkeiten über Sieg und Niederlage.

    Keine andere Nation hat den mentalen Aspekt des Trainings derart in den Mittelpunkt ihrer täglichen Arbeit gestellt wie Österreich. Cheftrainer Pointner holte schon vor vier Jahren den deutschen Lerntherapeuten Ulrich Conradi zum ÖSV. Der kümmert sich seitdem um das „Neuro-Coaching (Training)“ der Superadler. Dessen Grundlage ist die Erkenntnis, dass das Hirn wie ein Muskel trainierbar ist. Das soll den Sportlern vor allem in Stresssituationen helfen. Da jeder Sprung den Körper in eine Stresssituation versetzt, ist dies ein sehr sinnvoller Ansatz.

    Die Ergebnisse geben ihm recht. Conradi hat wesentlich dazu beigetragen, das Happy End zum Dauerzustand im österreichischen Lager zu machen. Da machte auch das gestrige Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen keine Ausnahme, das wiederum Schlierenzauer gewann. Er hat ganz offenbar einen Dauer-Flow-Zustand erreicht. Seine Challenge ist nun der Vierfachsieg. Gelingt ihm der, würde eine Million Schweizer Franken auf sein Konto floaten. Happy End.

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