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Das Comeback der Vernünftigen

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Das Comeback der Vernünftigen

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    Das Comeback der Vernünftigen
    Das Comeback der Vernünftigen

    Mit Umfragewerten um die 28 Prozent kann Sigmar Gabriel nicht zufrieden sein. Vom rasanten Ansehensverlust der Koalition hat die SPD bisher kaum profitiert. Dass sie überhaupt wieder eine Regierungsperspektive hat, verdankt sie alleine den Grünen und ihrer neuen Stärke.

    In den Ländern dagegen können die Kandidaten der SPD noch so blass sein und ihre Bilanzen noch so dürftig – gewählt werden sie. Erwin Sellering in Mecklenburg-Vorpommern, zum Beispiel, kann sich nach der Wahl am Sonntag vermutlich aussuchen, mit wem er regiert. In Berlin schleppt sich die rot-rote Koalition ideenlos der Wahl am 18. September entgegen, Bürgermeister aber wird aller Voraussicht nach Klaus Wowereit bleiben. Dazu der spröde Olaf Scholz als neuer Regierungschef in Hamburg und der Seiteneinsteiger Torsten Albig, der gute Chancen hat, im Mai Ministerpräsident in Kiel zu werden: In den Ländern läuft es für die SPD deutlich besser als im Bund. Selbst in Bayern wird schon das vermeintlich Undenkbare gedacht: Christian Ude in der Staatskanzlei…

    Die Situation erinnert ein wenig an die achtziger Jahre. Nach dem Ende der sozialliberalen Koalition hatte die SPD ebenfalls einen Umweg über die Länder nehmen müssen. 1985 wurde Oskar Lafontaine Ministerpräsident im Saarland, anschließend eroberten Björn Engholm Schleswig-Holstein, Gerhard Schröder Niedersachsen, Hans Eichel Hessen und Rudolf Scharping Rheinland-Pfalz. Am Ende dieses Erneuerungsprozesses stand Schröders Kanzlerkandidatur. Die SPD war wieder da. Nach 16 Jahren.

    Heute wird Parteichef Gabriel unter seinen Ministerpräsidenten kaum einen finden, der Kanzler kann – und will. Während sich Willy Brandts Enkel einen regelrechten Wettbewerb um die Rolle des Kronprinzen lieferten, ist ein Mann wie Scholz mit dem zufrieden, was er erreicht hat, Wowereit hat keine bundespolitischen Ambitionen mehr – und ob Hannelore Kraft jemals die Souveränität erreicht, die aus der Regierungschefin des größten Bundeslandes eine potenzielle Kanzlerin macht, ist ebenfalls fraglich. So konzentriert sich die K-Frage fast zwangsläufig auf Peer Steinbrück und Frank-Walter Steinmeier, die nach der gängigen Logik ihre politische Zukunft eigentlich schon hinter sich haben.

    Den Versuch, die SPD weiter nach links zu führen, wird keiner von ihnen machen. Obwohl Schröders Reformpolitik die Partei fast zerrissen hätte, setzen sich nun wieder die Pragmatiker durch. Scholz, allen voran, aber auch Albig, der im Kampf um die Spitzenkandidatur den Linksaußen Ralf Stegner geschlagen hat. Ob Steinbrück 2013 antritt oder Steinmeier, spielt da fast keine Rolle mehr. Wichtig ist nur eines: In der SPD geben wieder die Vernünftigen den Ton an.

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