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Unterdießen: Unterdießener ist mit 19 Jahren schon Bäckermeister

Unterdießen

Unterdießener ist mit 19 Jahren schon Bäckermeister

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    Bäckerei Pfatischer: Fernando Pfatischer hat mit 19 Jahren seine Meisterprüfung bestanden. links Vater Werner Pfatischer
    Bäckerei Pfatischer: Fernando Pfatischer hat mit 19 Jahren seine Meisterprüfung bestanden. links Vater Werner Pfatischer Foto: Thorsten Jordan

    Nach der 9. Klasse ging Fernando Pfatischer von der Realschule Landsberg ab, mit 19 Jahren ist er nun Bäckermeister und darf selber ausbilden. Über seinen ungewöhnlichen Lebensweg und warum er seinen Meistertitel ein Stück weit auch einem Fußballtrainer verdankt, hat er mit dem Landsberger Tagblatt gesprochen.

    „Die Realschule hat mir einfach keinen Spaß gemacht deswegen habe ich aufgehört und im Betrieb meiner Eltern eine Lehre angefangen. Die Berufsschule habe ich mit einem Notenschnitt von 1,8 beendet.“ Dass er als Bäcker sehr früh raus muss, sei die größte Herausforderung gewesen, erinnert er sich. „Ich habe mich von meinen Lieblingsliedern wecken lassen, weil ich dachte, das macht es erträglicher. Allerdings hasse ich die Songs jetzt“, sagt er und schmunzelt. Er ist die dritte Generation, die in dem Unterdießner Familienbetrieb mitarbeitet.

    Er sammelt Erfahrungen bei Hallingers in Landsberg

    Dass sein Vater sein Vorgesetzter während der Lehre war, sei kein Problem gewesen, sagt er. „Er ist so, wie ein Chef sein sollte: Er nimmt die Mitarbeiter mit und sorgt für ein gutes Arbeitsklima.“ Das habe er auch ganz anders erlebt in einer Bäckerei in einem Nachbarlandkreis von Landsberg, in dem er nach der Lehre arbeitete, um Erfahrungen zu sammeln: „Die Umgangsformen waren rau.“ Er brach in dem Betrieb ab und zog weiter zu Stationen, bei denen es ihm viel besser gefiel, unter anderem bei Hallingers Genuss Manufaktur in Landsberg, wo er wertvolle Erfahrungen in der Schokoladenproduktion sammeln konnte.

    Dass er nach dem Jahr in anderen Betrieben gleich auf die Meisterschule in München wollte, sahen seine Eltern mit einer gewissen Skepsis. „Ich habe ihm geraten zu warten. In dem Alter sollte man sich doch mit Freunden treffen und nicht ständig in der Backstube stehen“, sagt Mutter Birgit Pfatischer. Doch bei Sohn Fernando kamen Ehrgeiz und Spaß zusammen. „Mit der Liebe zu dem Job passt der Mehraufwand schon“, sagt er.

    Fernando Pfatischer erleidet Sportverletzung kurz vor der Prüfung

    In der Meisterschule war er der Jüngste im Jahrgang. Er habe den Nachteil bei der Berufserfahrung durch mehr Üben, etwa bei Herstellung bestimmter Teige, kompensieren müssen, sagt der 19-Jährige. Wenn er freitags aus der Meisterschule in München – die acht Monate dauerte – heimkehrte, ging Fernando Pfatischer noch in die heimische Backstube. Als dann aber die Meisterprüfung anstand, hätte er fast nicht teilnehmen können. Beim Fußballspiel des SV Unterdießen II zog er sich einen Muskelfaserriss in der Schulter zu. Personal-Athletik-Trainer Sven Kresin, der früher in der 2. Bundesliga Fußball spielte und auch schon Cheftrainer des TSV Landsberg war, zeigte ihm Übungen, wie er die Schulter so stärken kann, dass er an der Prüfung teilnehmen kann. „Ich bin ihm sehr dankbar“, sagt Pfatischer.

    Lob vom Kreishandwerksmeister

    Lob für den 19-Jährigen kommt vom Kreishandwerksmeister Markus Wasserle. „Das ist schon eine enorme und seltene Leistung, in dem Alter schon einen Meistertitel zu haben.“ Erfreut ist auch Vater Werner Pfatischer. Schließlich gebe es nun einen möglichen Nachfolger. „Viele Kollegen arbeiten bis 70. Ich möchte vorher den Absprung schaffen“, sagt der 53-Jährige. Sein Sohn bekräftigt, dass er den Betrieb der Eltern irgendwann übernehmen wolle. „Ich möchte aber auch noch Erfahrungen sammeln. Es würde mich beispielsweise reizen, mal in Hamburg bei der Bäckerei Gaues zu arbeiten.“ Die beliefert die gehobene Gastronomie und Jochen Gaues wird in den Medien als „Promibäcker“ bezeichnet. Auch das Bedürfnis nach einer Pause vom Lernen verspürt der 19-Jährige nicht. Er macht derzeit seinen Betriebswirt, um sich auch in diesem Bereich die unternehmerisch wichtigen Kenntnisse anzueignen.

    Die Versorgung der Unterdießener mit Semmeln, Brot und Gebäck ist wohl langfristig gesichert. Der 19-jährige Fernando Pfatischer hat seinen Meister gemacht.
    Die Versorgung der Unterdießener mit Semmeln, Brot und Gebäck ist wohl langfristig gesichert. Der 19-jährige Fernando Pfatischer hat seinen Meister gemacht. Foto: Thorsten Jordan

    Fernando Pfatischers großes Ziel ist es, die Produktion komplett auf Bio umzustellen. „Das ist aber vor allem beim Mehl eine Herausforderung, weil die Schwankungsbreite bei dem Produkt relativ groß ist. Dann muss man beispielsweise bei enzymreichem Mehl Säure zugeben. Auch über die Knetzeit des Teiges kann man stark beeinflussen, wie der Teig am Ende ist“, erklärt Fernando Pfatischer.

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