"Was passiert, wenn es brennt und keiner geht hin?“ Das wäre „The worst case“, wie es Marketingexperte Philipp Paulus bei einem Pressegespräch im Windacher Sitzungssaal ausdrückte. Um für ihre Freiwilligen Feuerwehren neue aktive Ehrenamtliche zu gewinnen, treten die Nachbargemeinden Windach, Finning und Eresing nun in den Wettstreit: Unter dem Motto „Die große Feuerwehr-Challenge“ haben sie sich mit einem Augenzwinkern dem „Kampf“ angesagt. Paulus stellte das Konzept den beteiligten Gemeinden vor und gab den Startschuss für die Mitgliedergewinnungskampagne. Die Gemeinde, die bis Ende des Jahres die meisten neuen Feuerwehrmänner und -frauen für den aktiven Dienst gewinnen kann, entscheidet den Wettbewerb für sich.
Neben den drei Bürgermeistern Siegfried Weißenbach aus Finning, Michael Klotz aus Eresing und Richard Michl aus Windach waren etliche Vertreter der Feuerwehren aus Eresing, Pflaumdorf, Windach, Hechenwang und Schöffelding sowie Finning und Entraching anwesend. Bei seinen Ausführungen erklärte Philipp Paulus, dass die Einsätze der Feuerwehr aufgrund immer größer werdender Gemeinden pro Jahr zunehmen, gleichzeitig die Zahl der Aktiven aber konstant gleich bleibe. „Es reicht nicht mehr aus, die ausscheidenden Feuerwehren eins zu eins zu ersetzen. Um die Belastung jedes Aktiven konstant zu halten, braucht die Feuerwehr neue Mitglieder."
Der Marketingexperte verweist auf zwei erfolgreiche Werbeaktionen für die Feuerwehren im Raum Dachau
Der Marketingexperte aus Dachau – das Honorar für seine Tätigkeit in der Verwaltungsgemeinschaft bezahlen die drei Gemeinden – kann sich bereits auf gute Erfahrungen im Bereich der Mitgliedergewinnung berufen. Für die Karlsfelder Feuerwehr setzte er im Jahr 2020 eine Kampagne um, mit dem Ziel, zehn neue Mitglieder anzuwerben. „Am Ende hatten die Karlsfelder 30 neue Mitglieder." Das Gleiche habe sich auch in Dachau 2022 bewährt. Dort habe die Freiwillige Feuerwehr 22 Neumitglieder in drei Monaten bekommen.
Mit welchen Aktionen und Veranstaltungen konkret die Feuerwehren auf sich aufmerksam machen wollen, verrieten die Wettstreiter nicht. Im Sinne einer freundschaftlichen Rivalität möchte den Wettstreit niemand verlieren. Denn das Nachsehen haben die beiden Feuerwehren, die am Ende des Jahres die wenigsten Neumitglieder verzeichnen. Sie müssen einen Feuerwehrtag im Kindergarten der Gewinnergemeinde ausrichten. „Das ist der öffentliche Teil, der der Allgemeinheit zugutekommt“, lobt Arnd Rochell, Kommandant der Feuerwehr Finning die Idee. Intern könnte den Verlierern noch das Waschen des Feuerwehrfahrzeugs der Gewinnergemeinde blühen. Michael Klotz aus Eresing ist sehr optimistisch. „Wir haben viele Feuerwehrler, die auf eine breite Öffentlichkeit aufmerksam machen“, freut er sich. Bürgermeister Weißenbach sieht sich mit seiner Feuerwehr in Finning auf dem richtigen Weg. In den vergangenen Jahren habe sich sogar eine Damenfeuerwehr etabliert.
Die Windacher Feuerwehr geht mit Wassereimern von Haus zu Haus
Bürgermeister Richard Michls anfängliche Zweifel hinsichtlich der zusätzlichen „Mehr-Aufgaben“, versuchte Feuerwehrmann Markus Christoffel auszuräumen: „Die Strategie, mit dem Wassereimer von Haus zu Haus zu gehen, um Mitglieder zu gewinnen, funktioniert heute nicht mehr“, stellte er mit Blick auf eine frühere Werbeaktion in Windach klar, „aber wir werden vermehrt die Social-Media-Kanäle nutzen und auf jeden Fall doppelt Gas geben." Auch Marcus Karl, Kommandant der Feuerwehr Windach, hofft: „Vielleicht braucht es nur einen kleinen Schubser. Wer also schon länger mit dem Gedanken spielt in die Feuerwehr zu gehen, jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür."