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Windach: Wie ein Großbrand eine Windacher Gutsbesitzerfamilie ruinerte

Windach

Wie ein Großbrand eine Windacher Gutsbesitzerfamilie ruinerte

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    Den ersten Großbrand des Schlossstadels (das Foto zeigt die Brandruine) in Windach im Dezember 1919 konnte die damalige Besitzerfamilie noch verkraften, ein zweiter Brand im September 1921 zerstörte ihre Existenz.
    Den ersten Großbrand des Schlossstadels (das Foto zeigt die Brandruine) in Windach im Dezember 1919 konnte die damalige Besitzerfamilie noch verkraften, ein zweiter Brand im September 1921 zerstörte ihre Existenz. Foto: Helge Lindenmüller

    Im Windacher Gemeindearchiv stößt man bisweilen auch auf Bezüge auf das berühmteste Volksfest der Welt, das am Sonntag in München zu Ende gehende Oktoberfest. Vor zwei Jahren grub Archivar Gerhard Heininger die Geschichte von der Teilnahme einer Stute des Unterwindacher Gastwirts Anton Braun am Pferderennen beim ersten Oktoberfest im Jahr 1810 aus. Nun erzählt Heininger von einem zeitlichen Zusammentreffen einer Brandkatastrophe in Windach mit der Wiesn 1921.

    Nach achtjähriger Pause, insbesondere aufgrund des Ersten Weltkrieges und seiner Folgen, fand erst im Jahre 1921 wieder ein richtiges Oktoberfest statt. In den Jahren 1919 und 1920, also in den beiden unmittelbaren Nachkriegsjahren, feierten die Münchner das Oktoberfest zunächst nur als kleineres Herbstfest.

    Das Oktoberfest des Jahres 1921 begann am 17. September 1921. Während sich vielleicht auch der eine oder andere Windacher auf den Weg zum damals schon größtem Fest in Bayern machen wollte, brach über Windach eine Katastrophe herein.

    Der damalige neue Schlossbesitzer in Windach starb bereits nach einem Jahr

    Das Schloss besaß damals die Familie Häberer. Otto Häberer hatte das Schloss im Jahre 1918 erworben. Er verstarb allerdings kurz darauf, am 17. Juli 1919, während eines Kuraufenthaltes in Bad Nauheim. Erben des Schlosses, der vielen Nebengebäude und Stallungen sowie des umfangreichen Grundbesitzes wurden seine Frau Maria und der gemeinsame damals 19-jährige Sohn Martin.

    Die beiden traf am 12. Dezember 1919 ein erster Schicksalsschlag. Der große Ökonomiestadel des Schlossanwesens brannte bis auf die Grundmauern ab. Die gesamte Getreide-, Heu- und Grummeternte wurde zerstört. Das Vieh konnte gerettet, musste dann aber aufgrund Futtermangels verkauft werden. Der Schaden betrug damals schon mehr als 400.000 Mark.

    Die neuen Gebäude des Schlossanwesens hatten nicht einmal zwei Jahre Bestand

    Die Familie Häberer steckte diesen Schicksalsschlag jedoch weg und errichtete an der Stelle des abgebrannten einen neuen und für damalige Verhältnisse äußerst großen und hochmodernen Ökonomiestadel, der das gesamte Ortsbild prägte. Es wurde zudem ein an den Stadel angebautes Nebenhaus errichtet, in dem sich weitere Lagerstätten für Heu und Stroh aber auch Wohnungen für die Dienstboten und Gutsarbeiterfamilien befanden.

    Im September 1921 war bereits seit einer Woche am Eingang des Stadels mit einer großen, von einem Elektromotor betriebenen Dreschmaschine gedroschen worden, als es am Mittwoch, 21. September, um 15 Uhr zu einer Katastrophe kam. An der elektrischen Schalttafel am Nebengebäude des Hauptstadels kam es zu einem Kurzschluss, der sofort beide Gebäude in Brand setzte. Offensichtlich hatte es aber eine unvorschriftsmäßige Sicherung in der Elektroinstallation gegeben.

    In den folgenden Jahren wurden Schloss und Gutsbesitz Stück für Stück verkauft

    Das Feuer breitete sich so schnell über die ganzen Gebäude aus, dass die gesamte darin enthaltene, zum Teil schon gedroschene Getreideernte (600 bis 700 Zentner) samt allen Stroh- und Futtermitteln ein Raub der Flammen wurde. Es gelang nicht einmal mehr, die am Stadeltor stehende große Dreschmaschine sowie einen Wagen mit Stroh wegzubringen. Beide brannten ebenfalls total nieder. Auch das Nebenhaus, in dem sich die Wohnungen der Gutsmitarbeiter befanden, brannte bis auf die Grundmauern ab, ohne dass nennenswerte Einrichtungsgegenstände gerettet werden konnten.

    Offensichtlich war Familie Häberer nach dem zweiten Brand binnen zwei Jahren nicht ausreichend versichert. Der Ökonomiestadel wurde nie mehr aufgebaut. Zum Teil wurden auch Grundstücke aus dem umfangreichen Land- und Waldbesitz veräußert. Schließlich verkaufte Familie Häberer das Schoßanwesen im Jahre 1929 an den aus Schwifting stammenden August Popp, der fortan das Gelände zur Opel-Niederlassung und Busproduktion umbaute. (AZ)

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