Robert und Daniela Widmann aus Kaufering leisten hervorragende Arbeit beim Nachwuchs in der Landwirtschaft. Das hat ihnen das bayerische Landwirtschaftsministerium, ebenso wie acht anderen Betrieben aus dem Freistaat, bescheinigt. Der Biobetrieb hat den Staatsehrenpreis „Vorbildliche Ausbildung in der Landwirtschaft“ erhalten. Unsere Redaktion hat sich mit den Widmanns und Marius Schleicher – er hat vergangenes Jahr seine Lehre bei dem Betrieb abgeschlossen – über die schönen Seiten und Herausforderungen bei Ausbildung und Beruf gesprochen.
Eigentlich mache er sich nicht viel aus Auszeichnungen, sagt Robert Widmann, doch die jetzige habe ihn schon gefreut. „Wenn man als Betrieb mit einem sehr hohen Niveau eingestuft wird, ist das schon eine Ehre.“ Dieses Jahr haben laut bayerischem Landwirtschaftsministerium 745 Auszubildende in der Landwirtschaft angefangen. Sie starten mit einem Berufsgrundschuljahr und gehen anschließend je ein Jahr in zwei unterschiedliche Betriebe, um das Spektrum in der Landwirtschaft kennenzulernen. „Das Ausbildungssystem ist gut. Es werden aber immer weniger Betriebe. In Deutschland wird alles immer strenger reguliert und die Bauern hören deswegen auf, also fallen auch Ausbildungsstellen weg“, sagt Robert Widmann. Hinzu komme, dass in Bayern viele Landwirte vergleichsweise kleine Betriebe hätten und familiengeführt seien. Das erhöhe den Aufwand bei der Ausbildung.
Robert Widmann und seine Frau haben 2006 den Hof von seinen Eltern gepachtet – sie haben unter anderem 150 Kühe. Im Jahr 2010 bildeten sie erstmals aus. Insgesamt 27 Lehrlinge – darunter fünf weibliche – absolvierten bei Ihnen ein praktisches Jahr. „Am Anfang musste ich mir natürlich auch erst einmal Hilfe vom Ausbildungsberater beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten holen.“ Mit den Jahren kam die Erfahrung. Robert Widmann betont, dass es als Ausbilder sehr wichtig sei, eines zu beherzigen: „Ich stelle keinen Meister ein. Sie sind hier, um etwas zu lernen, und machen natürlich dabei Fehler. Oft wird nur die Arbeit gesehen und der Lehrling entsprechend hineingepresst und er muss funktionieren.“ Wenn das Menschliche verloren geht, kollabiere am Ende der ganze Betrieb, ist Daniela Widmann überzeugt.
Zu jenen, die auf dem Hof gelernt haben, gehört auch Marius Schleicher aus Igling. Er arbeitet nach dem Abschluss seiner Lehre noch halbtags auf dem Hof mit und die andere Zeit auf dem seines Onkels. Auf die Frage, warum er sich für die Widmanns entschieden hat, kommt eine kurze, klare Antwort: „Jeder sagt, dass das ein guter Betrieb ist.“ Er habe schon als Kind beim Onkel mitgeholfen und für ihn sei immer klar gewesen, dass er den Beruf ergreifen und später einen eigenen Hof haben wolle. Dass es sich bei dem Kauferinger Betrieb um einen Biobauernhof handelt, sei auch ein Grund gewesen für seine Entscheidung, sagt der 19-Jährige. Sein Onkel betreibt konventionelle Landwirtschaft. „Hier lernt man auch etwas anderes kennen.“ Mit den Arbeitszeiten zählt die Landwirtschaft nicht zu den beliebtesten Jobs beim Nachwuchs. Für Marius Schleicher war aber immer klar, dass er diesen Beruf ausüben möchte.
„Er ist ein Allrounder, das gibt es nicht so oft“, lobt Daniela Widmann seine Fähigkeiten. Dass sich einer ihrer Auszubildenden als ungeeignet für die Landwirtschaft erwies, hatten die Widmanns noch nie, beugen aber auch vor. Jeder Interessent beziehungsweise Interessentin müsse ein Praktikum machen. „Es geht dabei auch um die Frage, ob die Person ins Team passt“, sagt die 40-Jährige. Für das Ehepaar ist selbstverständlich, dass sie den Jugendlichen im Rahmen des Machbaren entgegenkommen. Sie haben den Tag aufgeteilt. Ein Auszubildender fängt 6 Uhr an, der oder die andere 8 Uhr. Wer früher anfängt, hat auch früher Schluss. Wenn die Auszubildenden einen freien Tag brauchen, sei das in den allermeisten Fällen auch machbar, sagt er.
Sie hatten sowohl Lehrlinge, die von daheim die Landwirtschaft schon kannten, als auch welche ohne Vorerfahrung. „Letztere sind nicht vorbelastet, wenn es darum geht, wie etwas gemacht wird, das hat auch seine Vorteile“, sagt Robert Widmann. Die Widmanns haben bewusst zwei Lehrlinge auf dem Hof. So könne er bei Bedarf einem intensiver etwas erläutern, während der andere weiterarbeite, so Robert Widmann. Bei einem Lehrling arbeite dann niemand mehr. Dass sein Chef Dinge gut erkläre und der Sinn dahinter klar werde, bescheinigt ihm auch Marius Schleicher. Einen Fachpraktiker hatte die Familie in der Vergangenheit auch schon ausgebildet. Dabei handelt es sich um Jugendliche, die mehr Betreuungsbedarf haben. Robert Widmann hat extra eine Zusatzausbildung mit sozialpädagogischem Schwerpunkt dafür absolviert.
Lehrlinge aus Miesbach und Rheinland-Pfalz arbeiteten schon in Kaufering auf dem Hof
Das Ehepaar stellt zudem Wohnungen mit separaten Zugängen bereit. Privatsphäre sei für beide Seiten wichtig, betont Daniela Widmann. Sie und ihr Mann haben selber drei Kinder. Mit Blick auf die Bereitstellung von Wohnungen sagt sie: „Mit 15 oder 16 haben viele keinen Führerschein und würden es nicht rechtzeitig zum Arbeitsbeginn schaffen“, erklärt Daniela Widmann. Bei manchem sind die Wege aber auch so weit, dass es anders gar nicht ginge. „Über Mundpropaganda sind schon Auszubildende aus Miesbach und Rheinland-Pfalz bei uns gelandet“, sagt der 42-Jährige. Die Familie lädt aber auch Kindergärten und Schulklassen ein, um ihre Arbeit näherzubringen. Das zahle sich später ebenfalls aus, sind sie überzeugt.
Widmann diskutiert mit seinen Lehrlingen auch über aktuelle Themen, die die Bauern umtreiben, wie die Düngeverordnung, die in Deutschland deutlich strenger sei als in anderen Ländern, und andere Auflagen. „Bei uns hören die Geflügelzüchter auf und in Polen entstehen viele neue Anlagen. Auch der Milchpreis steigt gerade, weil es hierzulande immer weniger Milchbauern gibt.“ Er selbst sei gut aufgestellt und habe keinen Investitionsstau, den er in diesen herausfordernden Zeiten noch zusätzlich bewältigen müsse, sagt Robert Widmann.
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