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„Wicked“: Deutschlandpremiere im Cineplex Penzing – Gesellschaftskritik, Magie und starke Botschaften

Filmkritik

„Wie entsteht Bösigkeit überhaupt?“ — Magische Premiere von „Wicked“ im Cineplex Penzing

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    Mary-Anne Wildsch (links) und Annie Meier kamen begeistert aus der Wicked-Premiere.
    Mary-Anne Wildsch (links) und Annie Meier kamen begeistert aus der Wicked-Premiere. Foto: Christian Rudnik

    „Wie entsteht ein Bösewicht?“ – Eine Frage, die nicht nur Kinder fasziniert, sondern auch Erwachsene zum Nachdenken über gesellschaftlich relevante Themen anregt. Im Film „Wicked“ rückt genau diese Frage ins Zentrum der Handlung. Das Cineplex Penzing lud am 12. Dezember zu einem besonderen Event ein: Die Deutschland-Premiere des lang erwarteten Films wurde im Rahmen der beliebten „Filmfrühstück-Aktion“ gezeigt.

    Ab einer Stunde vor Filmbeginn konnten Besucher ein kleines Frühstück und optionalem Sektempfang genießen – passend zum feierlichen Anlass der Deutschlandpremiere. Diese Aktion ist laut Milena Kretzschmar, Theaterleiterassistenz und Marketingmanagerin im Cineplex Penzing, Teil der Kundenpflege und in der Regel gut besucht. „Wicked ist vielleicht ein bisschen zu modern für die ländliche Klientel in Penzing“, so Kretzschmar, doch sie erwarte dennoch positives Feedback der Kino-Gäste. „Das Kinojahr 2024 war nicht so stark wie erhofft, aber auch nicht übel“, ergänzt sie. „Wicked“ sei aber bereits erfolgreich im Vorverkauf angelaufen.

    Prequel von der Zauberer von Oz — Um was geht es in „Wicked“?

    Die Vorgeschichte von „Der Zauberer von Oz“ erzählt, wie die sogenannte „böse“ (engl. wicked) Hexe des Westens „Elphaba“ zu ihrer berüchtigten Rolle kam. Im Mittelpunkt steht ihre Freundschaft mit Glinda, der „guten Hexe des Nordens“. Die zentrale Botschaft des Films ist die Frage, ob „böse“ wirklich böse ist – oder ob gesellschaftliche Vorurteile, Ausgrenzung und Manipulation dazu führen, dass stigmatisierte Menschen so wahrgenommen werden und die Negativität irgendwann nur noch spiegeln können.

    „Wie entsteht Bösigkeit überhaupt?“

    Mädchen im Film „Wicked“ , Frage an die gute Hexe Glinda

    Gleich zu Beginn des Films fragt ein kleines Mädchen die gute Hexe Glinda: „Wie entsteht Bösigkeit überhaupt?“ Diese Frage bildet den thematischen Kern von „Wicked“ und zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung.

    Die Erwartungen der Fans? „Wicked“ als Metapher für gesellschaftliche Ausgrenzung

    Vor der Premiere sprach Maximilian Ferdinand Huber (35) von VIDA Landsberg über seine Erwartungen an den Film. Er ist sehr aktiv in der queeren Szene und unterstützt Hilfesuchende mit Beratung und Begleitung. Als langjähriger Fan des Musicals hob er besonders die Bedeutung der grünen Haut von Elphaba hervor. „Diese grüne Hautfarbe steht symbolisch für Anderssein. In intersektionalen Kontexten kann man das auf Sexualität, ethnische Herkunft, Behinderung oder Geschlechtsidentität beziehen“, erklärte Huber.

    Er erwartet vom Film eine ebenso starke visuelle Darstellung dieser Symbolik und eine sensible Auseinandersetzung mit den Themen Diversität, emotionale Tiefe und Machtkritik. Auch die Freundschaft zwischen Elphaba und Glinda sei für ihn ein zentraler Punkt, der im Film gut ausgearbeitet werden müsse. „Wicked erzählt bereits im Musical eine wunderbare und besondere Geschichte über Inklusion durch Freundschaft“, erzählt Huber begeistert. Eine Prämisse für die Verfilmung stellt Huber allerdings: „Wenn der Film nicht zu weit vom Original abweicht, wird er eine tolle, flächendeckende Botschaft verbreiten.“ 

    Stimmen aus dem Kinosaal: Schafft „Wicked“ den Sprung vom Herzens-Musical zum Hollywood-Film?

    Nach der Premiere zeigten sich die Zuschauer im Cineplex Penzing positiv gestimmt. Carmen und Sieglinde Degenhart waren sich einig: „Uns hat der Film sehr gut gefallen. Es war schön.“ Besonders spannend war für die beiden Damen die Darstellung von Elphabas Entwicklung. „Es war interessant zu sehen, warum die böse Hexe überhaupt böse wurde – beziehungsweise, dass sie gar nicht so böse ist“, so Carmen Degenhart. „Die Ausgrenzung und Segregation der Tiere waren zwar traurig anzusehen, stehen aber stellvertretend für viele unserer gesellschaftlichen Phänomene in Deutschland“, ergänzt sie.

    Auch Annie Meier, eine passionierte Leserin der gesamten „Zauberer von Oz“-Geschichte, war begeistert. „Ich habe schon 1945 ‚Der Zauberer von Oz‘ gelesen und bin seitdem ein riesiger Fan. Es war interessant, die Charaktere der Originalgeschichte besser zu verstehen und zu erfahren, warum sie so geworden sind, wie sie sind“, erzählt Meier. „Außerdem war es angenehm, dass die Gesangsabschnitte original auf Englisch gehalten wurden.“ Für die Oz-Expertin reiht sich der Film nahtlos und bereichernd in die bestehende Geschichte ein.

    „Man versteht, dass sie nur in diese böse Ecke gedrängt wurde.“

    Mary-Anne Wildsch, Direkt nach Film-Ende.

    Ihre Tochter Mary-Anne Wildsch hob hervor, wie beeindruckend die empathische Darstellung der vermeintlich bösen Hexe war: „Man versteht, dass sie nur in diese böse Ecke gedrängt wurde, weil sie nicht dem Klischee der gesellschaftlichen Normen in Oz entspricht. Das passiert auch im echten Leben sehr oft“, bemerkt Wildsch. Sie kritisierte jedoch, dass Elphaba erst akzeptiert wird, als eine beliebte Figur wie Glinda sie unter ihre Fittiche nimmt: „Das ist zwar schön, aber gleichzeitig ein zweischneidiges Schwert, weil dabei auch ein Selbstverlust mitschwingt“.

    Fazit: Magische Welt, aktuelle Botschaft und klare Empfehlung

    Das Film-Frühstück im Cineplex Penzing bot einen schönen Rahmen für die Deutschlandpremiere von „Wicked“. Das Kino-Team zeigte Engagement, die Zuschauer genossen das gemütliche Setting mit einem Frühstück aus frischen Semmeln und Kaffee.

    Filmisch bietet „Wicked“ nicht nur musikalische Unterhaltung in einer visuell beeindruckenden CGI-Welt, sondern eine tiefgründige Botschaft. Die Frage, ob „böse“ wirklich böse ist, zieht sich durch die gesamte Handlung – und regt zum Nachdenken an. Die Zuschauerstimmen bestätigen, dass die zentralen Themen von Ausgrenzung, Anderssein und gesellschaftlichen Normen im Film gelungen umgesetzt und getroffen wurden. Wer das Musical mag, wird den Film lieben. Aber auch wer bislang keine Verbindung zu „Der Zauberer von Oz“ hatte, wird die Geschichte von Elphaba als berührend und aktuell relevant empfinden. 

    Für alle, die bereit sind, sich auf eine emotionale Reise durch Magie, Freundschaft und Selbstfindung einzulassen, ist „Wicked“ eine klare Empfehlung - Und vielleicht bleibt dem ein oder anderen nach dem Abspann die Frage: Wer ist in unserer Welt eigentlich wirklich böse – und wen hat die Welt nur als „böse“ abgestempelt?

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