Ihren Rücktritt aus dem Gemeinderat Unterdießen hatte Eleonore Mühlberg bereits kurz vor Weihnachten bekannt gegeben. Jetzt äußert sie, die 2020 Bürgermeisterin werden wollte, sich zu den Gründen. "Ich musste das erst einmal sacken lassen und für mich sortieren. Die vergangenen Jahre haben viel Kraft gekostet." Dabei habe sie nach einer Klausur des Gemeinderats im September 2023 die Hoffnung gehabt, dass die Situation besser werde, das habe sich nicht erfüllt. Im Gespräch mit unserer Redaktion spricht sie über Widerstände und Sorgen, mit Blick auf die weitere Entwicklung der Gemeinde. Bürgermeister Alexander Enthofer nimmt Stellung.
Die 62-Jährige zählt Beispiele auf, die aus ihrer Sicht exemplarisch für die Arbeit im Ratsgremium sind. Sie nennt unter anderem die Dorferneuerung. "Hier wurde schon 2016 mit Bürgerinnen in Workshops ein Konzept erarbeitet, das liegt seitdem in der Schublade." In Oberdießen sei beispielsweise in der Ortsmitte ein Spielplatz errichtet worden, ohne dies mit Blick auf die Gestaltung der dortigen Ortsmitte zu denken. Auch sei das Projekt umgesetzt worden, ohne Prüfung von Fördermöglichkeiten. In Asch sei dafür Geld geflossen, verweist Mühlberg. Sie hätte sich zudem eine andere Herangehensweise gewünscht. "In vielen Orten im Landkreis werden Spielplätze und andere Angebote für mehrere Generationen gedacht und umgesetzt." Aus Sicht von Enthofer ist der Spielplatz in Oberdießen gelungen. "Eltern haben sich eingebracht und es wurden Geldspenden dafür verwendet. Die dortige Schule und das Bauernhaus sind stark sanierungsbedürftig. Klar gibt es Pläne, aber das Geld muss halt auch da sein."
Stillstand beim Thema Skatepark in Unterdießen
Nicht viel besser sei es, so Mühlberg, beim Skatepark, den sich Kinder und Jugendliche wünschen. Bei einem ersten Treffen mit Bürgermeister Alexander Enthofer habe dieser geäußert, dass es dafür keine Flächen gebe. Bewegung in das Thema sei erst gekommen, als die Initiative einen Sprecher hatte und 137 Unterschriften sammelte. Als Standort wurde dann eine Fläche hinter dem Tennisplatz genannt und es gab einen Ortstermin. "Das war vor den Sommerferien, seither hat sich nichts getan", so Mühlberg. Das Thema liege bei den beiden Jugendreferenten des Gemeinderats, sagt Enthofer, er warte hier auf weitere Informationen. Ein Knackpunkt in der Debatte sei auch, wer Verantwortung für den Platz übernehme.
Teils würden aus ihrer Sicht auch "unnötig Probleme verursacht", beklagt Mühlberg. Das gelte unter anderem fürs Baugebiet in Oberdießen. Sie habe auf den Selbstbindungsvertrag der Gemeinde hingewiesen, der bei der Bebauung das Prinzip innen vor außen festlege. Weil das bei den Planungen nicht eingehalten worden sei, habe das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) den Förderantrag fürs Dorfgemeinschaftshaus nicht bewilligt und es musste nachgebessert werden. Auch bei der Nahwärme verfolge die Gemeinde eine Versorgung von der Biogasanlage des Geratshofs in der kalten Jahreszeit. Dabei hätten Fachleute von der Firma Enerpipe gesagt, dass sich dies nicht rechne. Das sei nur bedingt richtig, so Enthofer. "In der jetzigen Form sei es nicht sinnvoll, es gebe aber noch Stellschrauben. Die Analyse laufe noch.
Und dann ist da noch Mühlbergs Herzensprojekt: der Dorfladen. Der soll an der Stelle entstehen, wo sich das frühere Wirtshaus "Goggl" befindet. Dass der Laden im Dorfgemeinschaftshaus kommt, steht inzwischen fest, doch bei dem Thema habe sie immer wieder viel Frust verspürt, sagt die 62-Jährige. So habe Fachmann Wolfgang Gröll vom Dorfladen-Netzwerk vorgeschlagen, das angeschlossene Café größer zu planen, da das Projekt so leichter wirtschaftlich zu betreiben sei, verweist Mühlberg. Zugestanden worden sei dann eine kleine Erweiterung. Enthofer äußert dazu: "Es sind zehn Sitzplätze, ich denke, das reicht. Und davor wird es eine Terrasse geben, über deren Überdachung man auch noch reden kann." Ein Jahr dauerte laut Mühlberg die Diskussion, ob ein Stück Mauer zugunsten eines größeren und einladenden Zugangs weichen könnte. Dies werde nun der Fall sein.
"Was mich auch ärgert, ist, dass die Chancen nicht gesehen werden. In Unterdießen muss sicher keiner verhungern, wenn es keinen Dorfladen gibt, aber dieser erfüllt als Treffpunkt auch eine wichtige soziale Funktion." Nachdem der Einkaufsladen in Oberdießen Ende 2023 geschlossen habe, gebe es im Ort keinen Nahversorger mehr, da schmerzten die Verzögerungen. Wie wenig Interesse an dem Projekt bestehe, habe sich aus ihrer Sicht auch Ende vergangenen Jahres gezeigt. Da wurde der Förderbescheid fürs Dorfgemeinschaftshaus über eine Million Euro unterschrieben. Dieser Termin sei 19.45 Uhr gewesen. Die anschließende Gemeinderatssitzung habe um 20 Uhr begonnen. "Es hat sich keiner von den Gemeinderäten dafür Zeit genommen, sie sind alle ab 19.55 Uhr eingetrudelt."
Mediator bei Klausur des Gemeinderats Unterdießen dabei
Etwas Hoffnung habe ihr die Klausur im September gegeben, sagt sie. Weil es im Gremium knirschte, sei auch ein Mediator vor Ort gewesen, der auch Potenziale aufgezeigt habe. "Aus dem Treffen bin ich mit einem guten Gefühl gegangen. Doch danach ist wieder nichts passiert. Wer hat in der Gemeinde eigentlich einen Gestaltungswillen und hält die Fäden in der Hand? Ich habe Sorge, dass wir zum Schlafdorf werden", fasst sie ihre Eindrücke zusammen. Dass die Stimmung mal besser und mal schlechter sei, wenn es vermeintlich nicht vorangehe, sei normal, auch dass eine Klausur moderiert werde, so der Bürgermeister. "Ich hätte mir auch gewünscht, dass wir schneller vorankommen, aber Absprachen mit Behörden dauern und bei Handwerkern und Planern muss man auch froh sein, wenn die mal Zeit haben."
Sie habe Ressourcen und die Gemeinde voranbringen wollen, aber den Eindruck gewonnen, dass "das Spielfeld, auf dem etwas möglich ist, sehr klein ist", so Mühlberg. Im Arbeitskreis Dorfladen und als Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins will sie sich weiter engagieren. Enthofer sagt, er hätte sich gewünscht, dass sie im Rat bleibt.