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Sturzflut in Penzing

Penzing

Sturzflut-Konzept: Penzing will gegen Wassermassen vorgehen

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    Nach dem Unwetter im Juni stand unter anderem der Parkplatz vor dem Cineplex-Kino in Penzing unter Wasser.
    Nach dem Unwetter im Juni stand unter anderem der Parkplatz vor dem Cineplex-Kino in Penzing unter Wasser. Foto: FFW Kaufering

    Gleich zweimal war Penzing im Juni von Starkregen betroffen. Einige Bereiche der Gemeinde waren überflutet, darunter die Fliegerhorststraße in Untermühlhausen. Etliche Keller mussten ausgepumpt werden. Auf dem ADAC-Gelände soll das Wasser bis ins Gebäude gestanden sein und das Penzinger Kino war betroffen. Aufgrund der kurz hintereinander aufgetretenen Ereignisse möchte die Gemeinde Penzing ein Konzept zum kommunalen Sturzflut-Risikomanagement erstellen lassen, um die Gefahren durch wild abfließendes Wasser und Sturzfluten zu ermitteln und Schutzmaßnahmen konzipieren zu lassen. Erste Gespräche mit dem Wasserwirtschaftsamt Weilheim gab es bereits. Der zuständige Abteilungsleiter Dominikus Findler kam zur jüngsten Gemeinderatssitzung, um Rede und Antwort zu stehen.

    Freistaat Bayern fördert Sturzflut-Konzept mit bis zu 150.000 Euro

    Die Gemeinde arbeitet bereits eng mit der Behörde zusammen. Denn nur wenn das Wasserwirtschaftsamt einen Bedarf für Penzing sieht, gibt es auch eine Förderung des Freistaats von bis zu 75 Prozent bei einer maximalen Fördersumme von 150.000 Euro pro Konzept. Bei der Größenordnung von Penzing sei für das Sturzflutkonzept mit Kosten zwischen 40.000 uns 80.000 Euro zu rechnen. „Bei einer Förderung von 75 Prozent läge der Gemeindeanteil somit zwischen 10.000 und 20.000 Euro“, berichtete Bürgermeister Peter Hammer.

    Was ist überhaupt der Unterschied zwischen Sturzflut und Hochwasser? Findler erklärte in der Sitzung: Sintflutartige Regenereignisse können demnach überall auftreten. Im Gegensatz zum Hochwasser, wo nach viel und anhaltendem Regen oder Schneeschmelze die Gewässerpegel langsam ansteigen und Flüsse und Bäche über ihre Ufer treten, sind Starkregenereignisse schwer vorhersagbar. Die plötzlichen Wassermengen können zu einer großen Gefahr für Leib und Leben werden, da das Regenwasser innerhalb kürzester Zeit ungeordnet über Straßen und Grundstücke abfließt.

    Für das Sturzflut-Risikomanagement gibt es erst seit 2023 eine Förderung, „weil man bei den zuständigen Stellen bemerkt hat, dass die Ereignisse zunehmen“, berichtete Findler. Vorreiter in der Region sei die Gemeinde Wörthsee im Landkreis Starnberg, so der Abteilungsleiter. Die Gemeinde hat im vergangenen Jahr die möglichen Auswirkungen von Starkregenereignissen von einem Ingenieurbüro untersuchen lassen. Die interaktive Karte auf ihrer Homepage zeigt die Gefahren für ein statistisch alle 30 Jahre sowie alle 100 Jahre wiederkehrendes Starkregenereignis bei einer Regendauer von 20, 60 und 180 Minuten mit der dabei zu erwartenden maximalen Wassertiefe, Fließrichtung und maximalen Fließgeschwindigkeit. Außerdem enthält sie für die Modellierung der Planungszustände die Angaben zu den dazugehörigen konzeptionellen Maßnahmen.

    Hochwasser und Sturzfluten: „Jeder darf Eigenschutz angehen.“

    Auch in Penzing sieht der Fachmann eine große Relevanz für das Thema. So gebe es etwa in Untermühlhausen ein gewisses Geländegefälle. „Wir sind dankbar, wenn Gemeinden Aufgaben, die nicht zwangsläufig zu ihren Aufgaben gehören, freiwillig wahrnehmen und eine Sensibilisierung schaffen wollen“, betonte Findler. Hierzu gehört für den Fachmann, dass, auch wenn solche Ereignisse starke Emotionen hervorrufen und daraufhin schnelle Lösungen gefordert werden, dennoch ein „sauberes, fachlich fundiertes Konzept“ entsteht. Es sollte aufzeigen, wo und in welcher Höhe und bei welchen Wasserständen Sturzfluten entstehen und welche Maßnahmen umsetzbar sind.

    Gemeinderätin Ute Funk fragte, ob im Konzept auch Maßnahmen für den steigenden Grundwasserspiegel inbegriffen seien. Findler antwortete, dass der Grundwasserspiegel „laut Gesetzgeber komplett Eigentümersache“ sei. Außerdem seien die gefährdeten Gebiete bekannt und die Eigentümer müssten dementsprechend vorsorgen. Matthias Peischer gab zu bedenken, dass die Förderung nur für das Konzept gilt. „Ich bin grundsätzlich dafür, aber man gibt Geld für ein Konzept aus, wofür in der Umsetzung möglicherweise kein Geld da ist.“

    Zweiter Bürgermeister, Manfred Schmid, wies darauf hin, dass Maßnahmen Unterlieger nicht schlechter dastehen lassen dürften: „Wir brauchen ein Konzept, wie Unterlieger auch geschützt werden können.“ Der Penzinger Bürgermeister als auch sein Stellvertreter appellierten in diesem Kontext auch an die Grundstückseigentümer und erinnerte sie an deren Eigenverantwortung. Denn im Gegensatz zu Gewässern dritter Ordnung, wie etwa der Verlorene Bach, ist wild fließendes Wasser eigentlich nicht Aufgabe der Gemeinden. „Eigenschutz kann trotzdem stattfinden und jeder darf Eigenschutz angehen“, betonte Schmid.

    Die Gemeinde will auch als gutes Beispiel vorangehen. Die insgesamt 235 Absetz- und Sickerschächte im Penzinger Gebiet werden aktuell geräumt, erwähnte Hammer. „Ich würde auch allen Grundstückseigentümern anraten, Schächte alle fünf Jahre reinigen zu lassen. Das trägt dazu bei, dass das Wasser abfließen kann.“

    Der Gemeinderat Penzing befürwortete die Erstellung eines Sturzflutkonzepts ohne Gegenstimme und beauftragte die Verwaltung, einen Förderantrag zu stellen und die Vergabe an den wirtschaftlichsten Anbieter vorzunehmen. Hammer zeigte sich zuversichtlich, dass in einem Jahr erste Ergebnisse vorhanden sind.

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