Für die deutsche Handball-Nationalmannschaft gab es bei der Weltmeisterschaft bislang Licht und Schatten. Die Spiele verfolgt auch Steffen Weinhold - so gut es möglich ist. Der 38-jährige ehemalige Nationalspieler und Europameister ist momentan nämlich auch anderweitig gefragt. Erst vor Kurzem ist er mit seiner Familie von Kiel nach Dießen gezogen - bei der Entscheidung spielte der Ammersee eine wichtige Rolle.
Richtig konzentriert konnte sich Steffen Weinhold bislang keines der Spiele der deutschen Nationalmannschaft ansehen. „Wir haben drei kleine Kinder, da war meist die Zeit, um diese ins Bett zu bringen“, verrät der Handball-Profi im Gespräch mit unserer Redaktion. Momentan ist Weinhold nämlich „Fulltime-Daddy“: Der Spieler des THW Kiel befindet sich aktuell in Reha. „Ich hatte die letzten Jahre einige OPs, Schulter und Knie, jetzt muss ich wieder fit werden“, erzählt er. Und das geschieht am Ammersee, denn vor Kurzem ist Weinhold mit seiner Familie aus dem hohen Norden in den Süden gezogen.
Bei den Olympischen Spielen gewinnt Weinhold die Bronzemedaille
Vor mehr als 20 Jahren zog der Franke dem Handball zuliebe nach Norddeutschland, erst bei der SG Flensburg-Handewitt unter Vertrag, dann beim THW Kiel: Die Entscheidung zahlte sich aus, Weinhold wurde nicht nur mehrmals deutscher Meister, gewann den EHF-Pokal und die EHF-Champions League, er wurde mit der deutschen Nationalmannschaft 2016 Europameister und gewann im selben Jahr bei den Olympischen Spielen in Rio Bronze. Die Spiele 2020 in Tokio waren dann seine letzten im Trikot der Nationalmannschaft, in Kiel allerdings sammelte er weiter nationale Titel. „Vor zwei, drei Jahren mussten wir uns dann aber überlegen, wie es weitergeht“, sagt Weinhold.
Inzwischen hatten er und seine Frau, ebenfalls aus Fürth, drei Kinder. „Da wurde es in der Dreizimmer-Wohnung in Kiel eng“, sagt er mit einem Schmunzeln. Er und seine Frau standen vor der Entscheidung: In Kiel bleiben, „wo wir uns in den zwölf Jahren auch einen Freundeskreis aufgebaut hatten“, zurück Richtung Erlangen oder Fürth oder vielleicht noch weiter nach Süden. Ein Freund habe ihm dann aber erzählt, dass Erlangen von jedem Meer im Umkreis am weitesten entfernt sei. „Und ans Meer hatten wir uns in all den Jahren so gewöhnt.“ Da kam es ihm und seiner Familie gelegen, dass sein bester Freund, mit dem er auch in der bayerischen Handball-Auswahl spielte, ein Grundstück am Ammersee - nahe seinem Haus - zur Verfügung hatte. „Der Ammersee hat das fehlende Meer ausgeglichen und es war auch gleich ein Freund in der Nähe“, begründet Weinhold den Umzug.
Dass er nun gerade in Reha ist, kommt ihm gelegen. „Nach so einem Umzug ist es für die Kinder wichtig, dass sie einen Fixpunkt haben, schließlich ist für sie vieles neu.“ Zwei, fünf und acht Jahre sind die drei, doch für Handball interessiert sich - momentan - noch keines. „Mein Sohn spielt Fußball, aber das ist schon in Ordnung. Wichtig ist, dass er Mannschaftssport macht, auch wegen des sozialen Umgangs miteinander.“ Und in Bayern stehe nun mal der Fußball vor Handball. „Das ist in Schleswig-Holstein etwas anders, aber da gibt es auch mehr Handball-Bundesligisten“, sagt Weinhold - und gerade für Kinder sei es wichtig, Vorbilder zu haben.
Entwicklung des Handball-Sports in Bayern voranbringen
In Zukunft würde er gerne dazu beitragen, dass sich dies in Bayern etwas in Richtung Handball verschiebt. „In Erlangen gibt es bereits ein gutes Projekt, das nun Früchte trägt“, sagt Weinhold - gerade im Speckgürtel von München sei da aber noch Nachholbedarf, auch wenn sich bereits einiges verbessert habe. „Wichtig wäre, dass es beispielsweise mehr Sport-Internate gebe“, sagt Weinhold. Irgendwann einmal würde er gerne dabei mithelfen, doch Weinhold engagiert sich schon jetzt: Landsbergs Handball-Abteilungsleiter Roland Neumeyer hat er bereits zugesagt, bei einem Jugendtraining vorbeizukommen.
Was die Handball-WM und vor allem das Abschneiden der deutschen Mannschaft betrifft, ist Weinhold zuversichtlich. „Auch wenn sich das Team bei den Siegen schwergetan hat, ich hatte eigentlich immer das Gefühl, die machen es schon.“ Auch die klare Niederlage gegen Dänemark will er nicht überbewerten, denn „diese Mannschaft spielt auf einem Level, da ist es ganz schwer, dagegen anzukommen“. Das Viertelfinale sollte Deutschland aber schon erreichen, denn die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen und auch der vierte Platz zuletzt bei der WM geben den Spielern das nötige Selbstvertrauen, ist er überzeugt. „Und im Viertelfinale ist wieder alles offen, da wird dann auch die Tagesform eine Rolle spielen.“
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