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Football: Im Leben von Maximilian Kieß gibt es einige überraschende Wenden

Football

Im Leben von Maximilian Kieß gibt es einige überraschende Wenden

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    Maximilian Kies hat in seinem Leben schon einiges ausprobiert – beruflich und sportlich. Beim Landsberg X-Press hat er seine sportliche Heimat gefunden.
    Maximilian Kies hat in seinem Leben schon einiges ausprobiert – beruflich und sportlich. Beim Landsberg X-Press hat er seine sportliche Heimat gefunden. Foto: Thorsten Jordan

    Am vergangenen Wochenende hatten die Footballer vom Landsberg X-Press spielfrei. Der Spieler Maximilian Kieß bekam dennoch einen Adrenalinkick, allerdings beim Fußball, denn er war rund um das Aufstiegsspiel der SpVgg Unterhaching als Polizist im Einsatz. Sein Leben war aber nicht immer so aufregend. 

    Die „Fans“ der Gäste aus Cottbus zeigten sich von ihrer unzivilisierten Seite und sorgten für eine längere Spielunterbrechung. Das Unterstützungskommando (USK) Dachau, dem Maximilian Kieß angehört, hatte buchstäblich alle Hände voll zu tun, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen. „Es gab auch nach dem Spiel noch mehrere Festnahmen“, berichtet der junge Polizist, „aber auf Details kann ich leider nicht eingehen.“

    Kieß arbeitet mehrere Jahre beim Finanzamt in München

    Nicht immer war das Leben von Maximilian Kieß derartig aufregend. Ganz im Gegenteil: Er wuchs mit vier älteren Geschwistern und einem jüngeren Bruder behütet und beschaulich in Erpfting und Landsberg auf. Der Vater schaffte bei der Bundeswehr, die Mutter als Hausfrau. Nach dem Besuch der Realschule machte Kieß eine Ausbildung zum Steuersekretär und arbeitete anschließend drei Jahre bei einem Finanzamt in München.

    Wenn er heute daran zurückdenkt, spricht er von „vergeudeter Lebenszeit“, denn der Job am Schreibtisch füllte ihn nicht aus. Aber die Begegnung mit einer jungen Dame sollte alles verändern, denn sie erzählte begeistert von der Ausbildung, die sie bei der Polizei absolvierte. Maximilian Kieß hörte genau zu und fasste einen Entschluss.

    Die Entscheidung, den Job zu wechseln, fällt ihm nicht leicht

    „Ich habe mir diese Entscheidung wahrlich nicht leicht gemacht, denn immerhin war ich schon Beamter auf Lebenszeit“, schildert Kieß den Umbruch. „Auch meine Eltern hatten Zweifel, aber ich musste etwas verändern und habe mich bei der Polizei beworben.“ Der damals 21-jährige Steuerfachmann bestand die Aufnahmeprüfungen und wechselte vom Schreibtisch in die Uniform. „Ich habe diesen Schritt noch nie bereut“, versichert er. „Auch mein Umfeld bestätigt, dass ich seitdem viel ausgeglichener bin.“ Und die junge Dame? Sie ist heute seine Freundin und ebenfalls im Polizeidienst.

    Sportlich gesehen gab es in der Familie Kieß nur Fußball. Die beiden älteren Brüder kickten beim SV Erpfting, also schnürte auch Maximilian Kieß schon in jungen Jahren die Fußballschuhe. „Ich habe nicht auf der Bank gesessen, war aber auch nicht wirklich ein herausragender Verteidiger“, umreißt er seine überschaubare Karriere.

    Als 2007 der Landsberg X-Press neu gegründet wurde, wechselte der fünf Jahre ältere Bruder Christoph die Sportart. Auch Maximilian Kieß wollte bei den Footballern anheuern, aber die Mutter legte ein Veto ein. Die nächsten acht Jahre erlebte er den Aufstieg des X-Press in die Bayernliga (2011) und den Gewinn der bayerischen Meisterschaft (2013) nur als sehnsüchtiger Zuschauer auf der Tribüne des Sportzentrums. Sein Bruder hingegen war mittendrin und spielt auch heute noch in der Defensive der X-Men.

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    In der Football-Regionalliga feiert der Landsberger X-Press einen deutlichen Sieg gegen die Franken Knights.

    Im Jahr 2015 war es dann so weit: Maximilian Kieß ging mit der gebrauchten Ausrüstung des Bruders zum Football-Training. Seine erste Saison verbrachte er 2016 bei der Jugend und wurde mit nur einer Niederlage Meister. 2017 wechselte er zu den Senioren und spielte in der Defensive als Linebacker oder Defensive End. Und das so erfolgreich, dass er die Auszeichnung als „Rookie of the Year“ bekam – also der beste Neuling in der ersten Mannschaft.

    „Beim Football liebe ich den Zusammenhalt als große Gruppe“, erklärt er seine Leidenschaft für den Sport. „Beim Fußball sind es vielleicht 15 Spieler, aber beim X-Press sind wir 40 oder 50 Leute. Das ist ein gewaltiger Unterschied.“

    Kieß will mit dem Landsberg X-Press den Aufstieg schaffen

    Besonders hart war für ihn die vergangene Saison, denn aufgrund seiner Bewerbung beim Unterstützungskommando Dachau durfte er nicht auflaufen. Das Verletzungsrisiko war zu hoch. „Es war verdammt übel, dass ich nur zuschauen und nicht mithelfen konnte“, erinnert sich Kieß. „Aber nun bin ich wieder voll dabei und werde versuchen, dass wir den Aufstieg noch packen.“

    Zwei Quarterback Sacks sind ihm in dieser Spielzeit bereits gelungen, weitere sollen folgen. „Ich will einfach in der Defensive spielen, auch wenn es manchmal hart ist, wenn 140 Kilo auf mich losgehen. Blaue Flecken gibt’s immer“, sagt er lachend und betont die unbedingt notwendige Fitness für seinen Sport. Dafür besucht er neben dem Training die Muckibude, geht laufen und steigt aufs Rad. „Von Verletzungen bin ich bisher verschont geblieben“, sagt Maximilian Kieß und klopft dabei dreimal aufs Holz.

    Ein Highlight war für den heute 26-jährigen Fan der Green Bay Packers das Freundschaftsspiel gegen das US-Team vom Rose-Hulman-College. „Die kamen mit zwei Bussen hier an. In einem saß die Defensive, im anderen die Offensive. Wir waren chancenlos und haben keinen Punkt gemacht, aber es war einfach fantastisch zu erleben, wie professionell die arbeiten“, erzählt Maximilian Kieß, der mit Football seine Leidenschaft und Berufung gefunden hat. „Ich bekomme immer wieder eine Gänsehaut, wenn wir hier vor dem tollen Publikum einlaufen.“

    Und Beamter auf Lebenszeit ist er nun als Polizist auch wieder. Zum zweiten Mal.

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