Startseite
Icon Pfeil nach unten
Landsberg
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport
Icon Pfeil nach unten

Querschnittslähmung beim Eishockey: Wie gefährlich ein Check sein kann

Eishockey

Ein Check kann beim Eishockey das ganze Leben zerstören

    • |
    Mike Glemser, Eishockey-Spieler der Starbulls Rosenheim, ist nach seinem Sturz gegen die Bande gelähmt. Die Familie und seine Freundin haben ein Spendenkonto eingerichtet.
    Mike Glemser, Eishockey-Spieler der Starbulls Rosenheim, ist nach seinem Sturz gegen die Bande gelähmt. Die Familie und seine Freundin haben ein Spendenkonto eingerichtet. Foto: Starbulls Rosenheim

    Es war ein ganz normales Eishockeyspiel für Mike Glemser: Der Spieler der Starbulls Rosenheim war mit seinem Team in Garmisch zu Gast. Doch in der 9. Minute knallte er mit dem Kopf voran in die Bande, der vierte und fünfte Halswirbel brach. Nun steht die Diagnose fest: Glemser ist vom Hals abwärts gelähmt. Auch in Landsberg war es vor Jahren zu einem dramatischen Zwischenfall gekommen. Und am Freitag, im Spiel der Riverkings gegen Bad Tölz, erwischte es Dennis Neal.

    In der Saison 2009/10, damals spielte der EV Landsberg 2000 in der Oberliga, blieben beim Heimspiel gegen Dortmund auch für einen Moment die Uhren stehen. Der Landsberger Verteidiger Boris Zahumensky knallte nach einem Check mit dem Kopf voraus in die Bande und blieb reglos liegen.

    Andreas Schmelcher erinnert sich gut an die Verletzung von Zahumensky

    "Ich musste mich gleich an die Szene erinnern, als ich das von Mike Glemser erfahren habe", sagt Andreas Schmelcher, damaliger Teamkollege von Zahumensky. "Ich stand damals vor dem Tor und hab' es ganz genau gesehen", sagt Schmelcher im Gespräch mit unserer Zeitung. "So etwas vergisst man nie."

    2009 verletzte sich Landsbergs Verteidiger Boris Zahumensky schwer.
    2009 verletzte sich Landsbergs Verteidiger Boris Zahumensky schwer. Foto: Thorsten Jordan (Archivbild)

    Erste Hilfe hatte dem damals 24-jährigen Slowaken Dr. Karsten Lohscheidt geleistet. Seit Anfang der 2000er-Jahre ist Lohscheidt - mit Unterbrechungen - als Mannschaftsarzt im Landsberger Eishockey an der Bande dabei. "Das war auch für mich das Schlimmste, was ich bislang erlebt habe", sagt der Landsberger Mediziner.

    Wann Checks im Eishockey gefährlich werden

    Er hat sich auch den Sturz von Mike Glemser auf Video angesehen. "Die gefährliche Zone ist etwa drei, vier Meter vor der Bande an der Stirnseite", sagt Lohscheidt. Verliert der Spieler dort den Kontakt zum Eis, könne der Aufprall nicht mehr kontrolliert werden. "Dann hängt es unter anderem vom Winkel ab, wie schwer die Verletzungen sind."

    Bei Mike Glemser wurde unter anderem der vierte Halswirbel zertrümmert, wie die Starbulls Rosenheim bekannt gaben. "Normalerweise überlebt man so eine Verletzung nicht, da dadurch der Nerv für die Zwerchfellatmung durchtrennt wird", erklärt Lohscheidt. Glemser wurde und wird noch künstlich beatmet. "Bei so einem Unfall schlägt das Schicksal zu, da lässt sich nicht mehr viel beeinflussen", so Dr. Karsten Lohscheidt, "ich fürchte, wir werden immer wieder vor solchen Situationen stehen."

    Lähmung: Dennis Neal vom HC Landsberg bleibt bewegungslos auf dem Eis liegen

    Und schon am Freitag gab es eine ähnliche Situation: HCL-Verteidiger Dennis Neal blieb nach einem Check reglos auf dem Eis liegen. "Mein ganzer Körper hat erst gekribbelt und dann habe ich gemerkt, wie ich das Gefühl im Körper verliere", beschreibt Neal die dramatischen Momente.

    Er konnte nicht mehr aufstehen und wurde mit einer Trage vom Eis in die Kabine gebracht. Dort kümmerte sich Dr. Karsten Lohscheidt gleich um ihn. "Ich habe gespürt, dass etwas in meinem Nacken ist, das hat sich angefühlt, als wäre da ein Ball oder ein Knoten." Neal bat Lohscheidt, ihm zu helfen. "Er hat meinen Nacken gestreckt und den Punkt gefühlt. Ich habe dann ein Knacken gehört und das Gefühl kam in den Körper zurück." Er habe sich einen Wirbel ausgerenkt, so der 31-Jährige.

    Dennis Neal verletzte sich im Spiel gegen Bad Tölz an der Halswirbelsäule.
    Dennis Neal verletzte sich im Spiel gegen Bad Tölz an der Halswirbelsäule. Foto: Thorsten Jordan (Archivbild)

    "Ich bin Dr. Lohscheidt unendlich dankbar, ich kann es gar nicht in Worte fassen", sagt Neal am Tag nach dem Spiel. "Wenn er mir nicht geholfen hätte und die Nerven länger eingeklemmt gewesen wären, ich mag es mir gar nicht vorstellen."

    Im Krankenhaus habe man festgestellt, dass nichts gebrochen ist. "Ich habe einen steifen Nacken, aber ich kann mich bewegen", sagt Neal. Der Vorfall beschäftigt ihn aber. "Ich bin erst 31 Jahre, ich habe Familie und drei Kinder. Es wäre furchtbar, könnte ich meine Frau und meine Kinder nicht mehr in den Arm nehmen. Momentan bringe ich das nicht aus dem Kopf."

    Der Gegenspieler von Neal entschuldigt sich nach dessen Verletzung

    Seinem Gegenspieler, der das Foul verursacht hat, macht Neal keine Vorwürfe. "Ich habe es mir auf Video angesehen, das war keine Absicht und einfach unglücklich." Dillon Eichstadt, der eine Matchstrafe erhalten hatte, habe ihn nur an der Schulter getroffen. "Dann bin ich mit dem Kopf gegen einen anderen Spieler", sagt Neal, dabei habe er sich den Halswirbel ausgerenkt. "Dillon hat auch gleich Kontakt mit mir aufgenommen, auch der Tölzer Materialwart hat angerufen, das ist echter Sportsgeist. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass es keine Absicht war", sagt Dennis Neal. Ans Eishockeyspielen denkt er momentan nicht: "Ich muss erst ein MRT machen, wenn es Einblutungen oder dergleichen gibt, kann ich sowieso nicht spielen."

    Icon Galerie
    75 Bilder
    Eishockey Oberliga-Süd: Die Landsberg Riverkings machen Hoffnung für die Playdowns.

    Das Schicksal war 2009 auch mit Boris Zahumensky gnädiger gewesen als mit Mike Glemser: Zwar waren bei ihm ebenfalls fünf Wirbel gebrochen, jedoch im Brustbereich. Nach einigen Operationen konnte er sogar wieder Eishockey spielen und arbeitet heute als Trainer einer Nachwuchsmannschaft in Österreich.

    Die Familie und die Freundin von Mike Glemser haben ein Spendenkonto für ihn eingerichtet. Bei der gesamten Spendenkampagne wird die Familie tatkräftig von den Starbulls Rosenheim unterstützt, teilt der Eishockeyverein auf seiner Homepage mit. Zur Spendenkampagne kommt man über den Link www.starbulls.de/bestrong oder die Homepage der Starbulls Rosenheim. 

    Neuesten Berichten zufolge hat Mike Glemser inzwischen eine intensive Reha begonnen. Schulter, Bizeps und das linke Handbgelenk könne er mittlerweile bewegen. Natürlich hofft der ehemalige Eishockey-Profi, der zusammen mit seiner Freundin Lara eine barrierefreie Wohnung nahe Pforzheim bezogen hat, auf weitere Besserung. Sein Wunsch sei es, sein Team, die Rosenheim Starbulls und die Fans im Eisstadion wiederzusehen, wird er bei RTL zitiert. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden