Es war ein ungewöhnliches Bild: Sven Curmann, ein Urgestein im Landsberger Eishockey, auf der Bank des Gegners zu sehen. "Für mich war es sicher das schwerste Spiel in dieser Saison", räumte der neue Trainer des ESC Kempten im Gespräch mit unserer Redaktion ein. Am Ende nahm Curmann zwei Punkte aus Landsberg mit und er verriet, was ihm dieser Sieg bei seinem ehemaligen Verein bedeutet.
In der vergangenen Saison war Curmann beim HC Landsberg, damals noch in der Oberliga am Start, zurückgetreten. Dennoch wurde er lange als Trainer für die laufende Saison gehandelt, auch er selbst hätte das Amt gerne übernommen. Es kam anders: Der Verein entschied sich für Martin Hoffmann als neuen Trainer und Curmann wechselte nach Kempten.
Beide Trainer liefern bislang eine gute Saison in der Eishockey-Bayernliga ab
Sowohl für Martin Hoffmann als auch Sven Curmann lief die Saison bislang erfolgreich: Beide Teams sind im Rennen um einen Play-off-Platz gut dabei, am Freitag kam es nun zum direkten Aufeinandertreffen der ehemaligen Landsberger Trainerkollegen. "Ich habe es im Vorfeld offen kommuniziert, dass es für mich ein schweres Spiel werden wird", sagte Curmann gegenüber unserer Redaktion. "Ich wollte, dass die Spieler wissen, warum ich vielleicht etwas anders reagiere als sonst." Sein Team habe dies gut angenommen, wobei die Situation für ihn "emotional sehr anspannend" gewesen sei.
Wie üblich, zwei Stunden vor Spielbeginn, sei Treffpunkt am Eisstadion gewesen. "Das war schon ein komisches Gefühl, aber es war auch schön, so viele bekannte Gesichter wiederzusehen", sagte Curmann. "Auch dass die Fans meinen Namen riefen, war richtig schön." So berührend diese Erlebnisse gewesen seien: "In dem Moment, wo die Partie läuft, spielt das alles keine Rolle mehr, da nehme ich nur mehr mein Team wahr."
Emotionale Bindung zum HC Landsberg ist immer noch vorhanden
Am Ende gab es für die Kemptener einen 6:5-Sieg nach Verlängerung. "Das war für mich aber keine Genugtuung. Wir wollen jedes Spiel gewinnen, egal, wer der Gegner ist." Mit dem Ergebnis - ein Punkt für Landsberg, zwei für Kempten - könnten seiner Meinung nach beide Teams zufrieden sein. Die emotionale Bindung zum HC Landsberg sei schließlich immer noch vorhanden, "aber mein Wohnzimmer ist jetzt in Kempten", betonte er. Es sei schön, dort zu arbeiten "und ich erfahre viel Wertschätzung", so Curmann.
Im Übrigen sei er ja auch nicht im Schlechten aus Landsberg gegangen, auch wenn er sich damals seine Zukunft anders vorgestellt habe. "Es war auch schön, einige Spieler wiederzutreffen, die bei mir im Nachwuchs gespielt und ihren Weg in die erste Mannschaft gemacht haben." Nach wie vor stehe er auch mit anderen Spielern des HCL noch in Kontakt. Und angesichts der Kriege, die derzeit herrschten, "ist es immer noch nur Sport, das muss man sich am Ende des Tags bewusst machen".