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Dießen/Landsberg/Rott: Wie steht es um den Frauenfußball im Kreis Landsberg?

Dießen/Landsberg/Rott

Wie steht es um den Frauenfußball im Kreis Landsberg?

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    Sabrina Rapp (weißes Trikot) läuft für den TSV Rott auf. Die Mannschaft ist derzeit auf Trainersuche.
    Sabrina Rapp (weißes Trikot) läuft für den TSV Rott auf. Die Mannschaft ist derzeit auf Trainersuche. Foto: TSV Rott

    Die Fußball-Europameisterschaft der Frauen in England findet derzeit große Beachtung. Auch Spiele ohne deutsche Beteiligung sehen sich mehr als drei Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer an. Im Alltag geht es sonst oft nur um den Männerfußball. Unsere Redaktion hat bei Dießens Trainer Nico Weis und Sabrina Rapp, eine von zwei Abteilungsleiterinnen und Spielerin des TSV Rott nachgefragt, wie sie die Situation bewerten. Patrick Freutsmiedl, Pressesprecher des TSV Landsberg, erklärt zudem, warum der bei den Männern am höchstklassigsten spielende Verein kein Frauenteam hat.

    Würde Bedarf bestehen, sei man beim TSV gerne bereit, sich über das Thema zu unterhalten, sagt Freutsmiedl. „Wir hatten bis vor einigen Jahren auch ein Frauenteam, sie haben aber beschlossen, mit Penzing zusammenzugehen. Weiblichen Nachwuchs haben wir vor allem in der E- und der F-Jugend. Da sind von 40 Kindern sechs oder sieben Mädchen. Ab der D-Jugend wird das Spiel aber körperlicher und viele hören auf. “

    Fußballtalente wechseln in die Leistungszentren

    Über fehlenden Zuspruch könne sich der MTV Dießen im Nachwuchs nicht beschweren, sagt Nico Weis, Trainer der Damenmannschaft, die heuer aus der Landesliga abgestiegen ist. Der MTV hat eine U17-Mannschaft, in der Mädchen ab zwölf Jahren aktiv dabei sind. Bislang spielen sie auf dem Kleinfeld, heuer soll der Wechsel aufs Großfeld erfolgen. „Bei uns ist jeder willkommen, der Spaß am Fußball hat. Talente können wir aber kaum halten. Auf sie werden Scouts aufmerksam. Erste Adresse ist der FC Bayern München. Wer es dort nicht schafft, geht an Leistungsstützpunkte wie in Wolfratshausen.“

    Nico Weis trainiert die Frauen des MTV Dießen.
    Nico Weis trainiert die Frauen des MTV Dießen. Foto: Thorsten Jordan (Archivfoto)

    Was bei den Mädchen und Frauen ein Problem sei, sei neben den finanziellen Mitteln auch die Einteilung der Ligen, so Weis. „In der Landes- oder Bayernliga spielt kein Mann mehr umsonst und Fahrtkosten werden erstattet. Unsere Mädels bekommen nichts und zahlen ihren Mitgliedsbeitrag. Zudem gibt es weniger Teams, was weitere Strecken bedeutet. Unsere U17 spielt in der untersten Klasse und fährt bis zum Tegernsee.“

    So manche seiner Spielerinnen nähmen auch 40 Kilometer Anfahrtsweg in Kauf, um zum Training zu kommen, sagt Weis. Wovon er aktuell auch nur träumen kann, ist, jede Position doppelt zu besetzen. Zu Bayernligazeiten hatte ich eine große Auswahl, aber vergangene Saison hat sich das Team, auch wegen Verletzungen, fast immer von allein aufgestellt.“ Ganz so dramatisch ist die Situation in Rott nicht, wo die Spielerinnen auch aus Apfeldorf, Reichling, Epfach und anderen umliegenden Orten kommen, sagt Rapp. Die nächste Option als Frau Fußball zu spielen, gebe es in Issing, aber niederklassiger. Rott tritt in der Bezirksliga an. „Nicht beliebt ist die Torwartposition. Wir haben aus der Not heraus eine Feldspielerin umgeschult“, sagt Rapp, deren Team seit einiger Zeit auch einen Trainer sucht, aber noch nicht gefunden hat.

    48 Frauen- und 384 Männermannschaften im Kreis Zugspitze

    Laut Bayerischem Fußballverband haben heuer 1428 Mädchen unter 18 Jahren und 839 Frauen mindestens ein Pflichtspiel im Fußballkreis Zugspitze absolviert. Das ist die kleinste organisatorische Einheit des Verbands. Die umfasst mehrere oberbayerische Landkreise, auch Landsberg. Es gibt laut BFV aktuell 48 Frauen- und 384 Männerteams im Kreis Zugspitze. Die Zahl der U15- bis U18-Spielerinnen liegt bei 262.

    Auch wenn im Frauenfußball mehr Idealismus nötig ist, würde Weis nicht tauschen wollen. „Ich habe in den 20 Jahren als Spieler und Trainer bei den Männern gefühlt alles erlebt. Ich mag den Frauenfußball. Zum einen gibt es diese Theatralik und negative Emotionen nicht wie bei den Männern und zum anderen erlebt man Überraschungen. Das geht vom Schuss aus 30 Metern, der in den Winkel knallt, bis zu groben Fehlern, bei denen man nicht fassen kann, dass sie passieren.“ Das Niveau sei höher als vor zwölf Jahren, als er als Trainer begann. „Damals konnten gute Spielerinnen wie Veronika Schröferl (bis 2018 beim MTV) oder Stephanie Wild (bis 2021 beim MTV) den Unterschied machen, waren aber auch nicht zu ersetzen, wenn sie ausfielen. Heute reicht es nicht mehr , ein oder zwei sehr gute Spielerinnen zu haben.“ Sabrina Rapp teilt die Einschätzung bedingt. In der Bezirksliga, in der Rott antritt, spiele bei Überacker eine Stürmerin, die schon 30 Tore geschossen habe.

    In Dießen kommen zu Bayernligazeiten 200 Zuschauer

    Ambitionen, aufzusteigen, gebe es in Rott aktuell nicht. „Wir haben schon weite Anfahrtswege.“ Zu den Heimspielen kämen 20 bis 30 Gäste, auch die Männer des TSV, sagt sie. „Und wir schauen bei ihnen zu, es passt im Dorf. Grundsätzlich spiele ich aber, weil es mir Spaß macht. Wie viele Zuschauer kommen, ist zweitrangig.“ In Dießen kamen zu Bayernligazeiten bis zu 200 Leute. Heute seien es viel weniger, so Weis. „Tendenziell ist es bei den Frauen so, dass Bekannte, Freunde und Familie einen Großteil ausmachen. Da gehen wenige nur wegen des Spiels hin, wie es bei den Männern ist.“

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