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Turn-Bundesliga: Einfach atemberaubend

Turn-Bundesliga

Einfach atemberaubend

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    Ivan Rittschik vom Mitteldeutschen Turnteam gewann am Ende auch die Einzelwertung – für Bayern München wurde er zu „Ivan dem Schrecklichen“, wie Moderator Uli Ernst scherzhaft sagte.
    Ivan Rittschik vom Mitteldeutschen Turnteam gewann am Ende auch die Einzelwertung – für Bayern München wurde er zu „Ivan dem Schrecklichen“, wie Moderator Uli Ernst scherzhaft sagte. Foto: Fotos: Thorsten Jordan

    Utting Es mag mehreren so gegangen sein: Plötzlich merkte man, dass man schon viel zu lange die Luft angehalten hatte. Was die Turner des FC Bayern München und des Mitteldeutschen Turnteams beim Bundesliga-Wettkampf in Utting zeigten, war einfach atemberaubend.

    Allerdings endete das letzte „Heimspiel“ des FC Bayern München nicht wie gewünscht. Mit 22:52 musste man sich dem MTT, einem Zusammenschluss der Turnvereine Chemnitz und Halle, geschlagen geben und belegt damit den 6. Platz in der Abschlusstabelle.

    Beide Mannschaften waren punktgleich auf Rang fünf in Utting angekommen, doch Münchens Turn-Abteilungsleiter Uli Hager war bereits vor Beginn skeptisch. „Einige plagen sich mit Wehwehchen herum“, sagte Hager. Hinzu kam, dass Lukas Dauser seinen Grundwehrdienst absolviert hatte und so zwei Wochen nicht trainieren konnte. Vielleicht am schwersten wog aber der Ausfall von Brian Gladow, der nach einer Schulteroperation seine Kameraden nur anfeuern konnte. Immerhin: Roman Kulesza war dabei und das Publikum durfte hoffen, am Reck das nach ihm benannte Flugteil zu sehen.

    Auf der anderen Seite waren beim Mitteldeutschen Turnteam vor allem junge Athleten am Start, doch mit Matthias Fahrig hatten die Gäste nicht nur einen Nationalmannschaftsturner, sondern ebenfalls einen „Namensgeber“ für eine Bodenübung am Start. Allerdings war auch Fahrig leicht verletzt und konnte am Boden nicht antreten.

    Rund 400 Zuschauer wollten in der Uttinger Turnhalle diesen Leckerbissen in Sachen Turnen sehen, der von Uli Ernst, dem Spitzenturner des TSV Utting, und Michaela Bernst perfekt moderiert wurde.

    Und sie sahen zunächst eine deutliche Führung der Bayern. Am Boden setzten sich alle Münchner Turner gegen ihre Konkurrenten durch. Mit 12:0 sah die Führung schon ganz komfortabel aus. Doch Ernst warnte: „Das kann sich ganz schnell ändern.“ Und tatsächlich holten die Gäste am Seitpferd schon auf. Neben Matthias Fahrig, der nun erstmals in den Wettkampf eingriff, punktete auch Ivan Rittschik, der einen perfekten Tag erwischte und schließlich auch Gesamt-Punktsieger wurde. Für München holte Wolfgang Priegl ein Unentschieden und Martin Konecny fuhr 3 Punkte für Bayern ein – die Führung war auf 15:8 geschrumpft.

    Dann folgte das schwächste Gerät der Münchner: Ringe. „Wir sind an allen Geräten stark, bis auf Ringe“, hatte Hager schon vor Beginn prophezeit und er sollte damit recht haben. Einzig Roman Kulesza schaffte gegen Jens Uebel ein Unentschieden – Markus Etter, Lukas Dauser und Jackob Paulicks ließen alle Federn, sodass das Mitteldeutsche Turnteam nun mit 20:15 die Führung übernommen hatte.

    Noch war alles offen, hatten die Münchner nun doch die Ringe überstanden. Doch auch beim Sprung erwiesen sich die Gäste überragend. Allen voran Matthias Fahrig. Warum er in dieser Disziplin bereits Silber und Bronze bei Europameisterschaft gewonnen hat, wurde deutlich. Er zeigte einen „doppelten Roche“, einen Handstand-Überschlag mit Doppelsalto, der nicht nur Moderator Uli Ernst begeisterte.

    Hoffnung lag auf dem Barren

    Für die Münchner wurde es eng, nachdem auch hier nur Roman Kulesza punkten konnte. Doch der Barren sollte München wieder in Führung bringen. Doch dieser Wettkampf verlief kurios: Vier der acht Turner konnten den Abgang nicht stehen. Lukas Dauser erwischte es ganz schlimm – hat sich ein Mal vergriffen und selbst Roman Kulesza konnte seinen Abgang nicht stehen, sodass er Matthias Fahrig mit 0:2 unterlag. Die Münchner gingen ganz leer aus, womit auch zum Abschluss am Reck praktisch nichts mehr zu machen war.

    Trotzdem: Auch wenn die Höchstschwierigkeiten fehlten, so boten die Athleten beider Mannschaften eine unglaubliche „Flugshow“, wobei der Höhepunkt der Auftritt von Roman Kulesza war. Zwar verzichtete er auf den „Kulesza“, dafür zeigte er einen Kovacs mit ganzer Schraube – einen Salto über der Stange – und beim Abgang einen Doppelsalto mit Doppelschraube.

    Wenn die Münchner sich auch mehr erhofft hatten: Mit der Atmosphäre in Utting war man ausgesprochen zufrieden. „Wenn die Atmosphäre passt, könnte es ein schönes Wohnzimmer werden“, hatte Hager vor dem Turnier erklärt – und ein weiterer Besuch sei durchaus möglich: Organisation und Atmosphäre passten jedenfalls perfekt.

    Unter den zahlreichen Zuschauern waren auch einige prominente Turner zu finden. Doch einen begrüßte Uli Ernst besonders: Rainer Lindner. Lange Jahre war er Mitglied der Nationalmannschaft und startete bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul. Vor einigen Jahren wurde bei ihm die Krankheit ALS festgestellt, und Lindner sitzt mittlerweile im Rollstuhl. „Ich fand es unheimlich toll, dass er gekommen ist“, sagte Ernst nach der Veranstaltung. Dass Lindner von München nach Utting kommen konnte, hatten ihm auch seine ehemaligen Mannschaftskameraden ermöglicht, die sich viel um ihn kümmern, wie Ernst sagt. „Er war einer der besten bayerischen Turner.“ (mm)

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